Bunte Urlaubsprospekte allein genügen nicht mehr, um Kunden zu gewinnen. Angebote für Frühbucher und das Eingehen auf die Wünsche spezieller Zielgruppen wie Reisende ab 50 sind derzeit die Marketingtrends, erklärt der Sprecher des Verkehrsbüros Österreich, Andreas Zenker.
Die Furche: Das Verkehrsbüro bietet neben eigenen Produkten vor allem Reisen zahlreicher anderer Veranstalter an. Welche Marketingstrategien erkennen Sie in der Reisebranche?
Andreas Zenker: Fast alle Aktivitäten zielen darauf ab, den Trend, dass die Leute ihren Urlaub immer später buchen, aufzufangen. Darum gibt es die diversen Ermäßigungen für Frühbucher.
Sogar Familien, die bisher traditionell früh gebucht haben, weil sie mehrere Zimmer im selben Hotel und mehrere Plätze im selben Flugzeug brauchen, buchen immer später. Das ist für den Veranstalter natürlich schwierig, weil der ja jetzt seine Kapazitäten in den Hotels und bei den Flügen für Juli und August festlegen muss.
Die Furche: Woher kommt die Tendenz, Urlaubsreisen immer später zu buchen?
Zenker: Das ganze Leben wird immer flexibler. Alles wird kurzfristiger. Jeder versucht, Bindungen zu vermeiden. Und wenn man jetzt schon bucht, bindet man sich durch einen Vertrag, aus dem auszusteigen gar nicht so einfach ist.
Die Furche: Abgesehen vom Frühbucherbonus bietet ein Veranstalter auch Urlaub auf Kredit, der in bis zu 36 Monatsraten abgezahlt werden kann.
Zenker: Das ist aber die Ausnahme. Was dagegen auffällt ist, dass die Reisebranche die "Generation 50 plus", die Menschen ab 50, entdeckt hat. Wir haben zum Beispiel, wie andere Anbieter auch, einen Klub, den "Club 51 Activity". Das ist ein Trend, man versucht, an diese Zielgruppe heranzukommen.
Die Furche: Was ist die Aufgabenstellung dieser Klubs?
Zenker: Die Angehörigen dieser Generation wollen nicht miteinander verreisen. Die Leute fühlen sich jung, sie wollen dort hin, wo auch die Jungen sind. Man muss also in diesen Klubs bestimmte Vorteile wie ausführlichere Reiseliteratur, kostenlose Diaabende und Vorträge, trotzdem aber die ganz normalen Reisen anbieten. Bloß keine billigen Kaffeefahrten mit dem Bus, bei denen Heizdecken verkauft werden.
Die Furche: Was sind die besonderen Merkmale dieser Zielgruppe?
Zenker: Die meisten von ihnen wollen alles genau planen. Daher buchen sie auch eher früh. Sie wollen ganz genau über alles Bescheid wissen, haben also ein Bedürfnis nach mehr Information. Zudem wollen sie Qualität und sind gnadenlos kritisch. Sie sind bereit, einen höheren Preis zu zahlen als das jüngere Publikum, aber das Preis-Leistungsverhältnis muss passen.
Die Furche: Welche Reisen machen die Angehörigen dieser Gruppe am liebsten?
Zenker: Kultur- und Studienreisen. Sie wollen viel sehen. Viele haben erst in diesem Alter die finanziellen Mittel und die Zeit dazu. Den Badeurlaub haben sie hinter sich, weil sie den mit den Kindern gemacht haben, als die noch klein waren. Jetzt wollen sie sich etwas anschauen. Mit Architekturführungen, mit historischen Bauwerken, mit der ganzen Geschichte. Gefragt sind Destinationen, die nicht allzu weit liegen, gerne auch in Verbindung mit einer Kreuzfahrt. Der Klassiker ist Ägypten, aber auch Jordanien ist beliebt. Es soll exotisch sein, aber nicht zu weit.
Das Gespräch führte Claudia Feiertag
