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Was geschieht, wenn ein österreichischer Politiker monatelang mehr oder weniger von der Bildfläche verschwindet? Ganz einfach: Er steigt in der Gunst der Menschen. Schwarz auf weiß bestätigt vom Meinungsforschungsinstitut OGM. Demnach konnte Grünen-Chef Alexander Van der Bellen in der Beliebtheitsskala deutlich zulegen - übrigens ebenso wie der Zweite Nationalratspräsident Heinz Fischer.

Letzterer hat offenbar schon den Bonus des potenziellen Staatsoberhauptes. In den Augen der Wähler soll die Hofburg salbungsvoll, unverbindlich und - langweilig sein. Passt genau. So gesehen würde sich auch Alexander Van der Langeweile (© Werner Vogt) für das erste Amt im Staat eignen.

Psychologisch betrachtet ist der Vertrauensvorschuss, den die beiden Anti-Charismatiker genießen, allerdings kein Wunder. Man hat die Aufregungen der Regierung satt. Dann lieber Fadesse als die spaßigen Einlagen aus Kärnten. Aber gibt es dazwischen gar nichts mehr? Und ist die Sehnsucht nach Stillstand so groß? Weder Van der Bellen noch Fischer sind zuletzt mit inhaltlichen Ideen aufgefallen.

Das größte Minus in der OGM-Umfrage musste Bildungsministerin Elisabeth Gehrer einstecken. Ihre rhetorisch gemeinte Frage, ob der Sinn des Lebens in Partys oder in Kindern liege, hat Empörung, aber auch eine spannende Debatte ausgelöst. Doch wer provoziert, verliert. In Zukunft werden Interviews daher noch langweiliger werden. Schon jetzt grassiert die Politiker-Unsitte, beim Autorisieren der eigenen Antworten auch noch die allerletzten Kanten wegzuschleifen.

Einen Spitzenplatz beim Vertrauen in die Volksvertreter belegt übrigens seit Jahren Thomas Klestil. Die heimische Politiklandschaft muss in einer schweren Krise sein.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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