Er wolle nicht wie ein "Muppet" in die Show hineinkeppeln, hat Ex-ORF-Generalintendant Gerhard Weis in einem Interview auf die Frage gemeint, ob er sich zur aktuellen Lage im ORF äußern wolle. Eine weise Entscheidung. Andere hingegen spielen mit Inbrunst die Rolle der skurrilen Puppenshow-Opas, die vom Balkon aus ätzende Kommentare abgeben. Aktuelles Beispiel dafür ist der frühere Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Herbert Krejci. Er würde gerne "etwas in den Fernsehschirm hineinwerfen", wenn die beiden Koalitions-Klubobleute auftauchten, polterte er in einem viel beachteten Falter-Interview. Letzte Woche meinte er gar bei einer Salzburger Veranstaltung über die Regierung: "Wenn die Barbaren noch nicht unter uns waren, dann sind sie jetzt gekommen."
Wer so undifferenziert schimpft, hat wenig Chance, ernst genommen zu werden. Krejci hat von Anfang an kein Hehl daraus gemacht, dass er die jetzige Regierung rundum unsympathisch findet (wobei die Industriellenvereinigung selbstverständlich auch in seiner Zeit der FPÖ kräftige finanzielle Unterstützung gewährte). Und als Mann der feinen Klinge galt er nie. Das war sogar eine Art Markenzeichen. Aber ein wenig riecht es jetzt doch nach Rache. Schließlich hat ihn diese Regierung vor zwei Jahren als Aufsichtsratschef der VA Tech abgelöst. Seither ist der Bürgerliche mit Vorliebe für Schwarz-Rot nicht mehr zu besänftigen, auch wenn er sich mit seinem biblischen Zorn auf Schüssel & Co selbst beschädigt.
Das Verhältnis zwischen alternden Mächtigen und ihren früheren Dienstgebern - seien es nun Parteien oder Institutionen - ist meist ein schwieriges. Den einst Gefeierten fällt das Loslassen schwer. Und sie sind - manchmal durchaus zu Recht - verbittert, von einem Tag auf den anderen ausgedient zu haben und scheinbar wertlos geworden zu sein.
Vielleicht sollte man den jetzigen Führungskräften daher zuflüstern: Seht zu, dass Ihr noch ein weiteres Leben abseits von Fernsehkameras, Hofschranzen und Würdenträgern führt, damit Ihr später nicht ins Bodenlose fällt. Denn Muppets kommen meist nur bei Kindern gut an.
Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".
