Nach dem Terror: Krise oder business as usual?

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Viele Menschen fragen sich in diesen Tagen besorgt, welche wirtschaftlichen Auswirkungen der schreckliche Terrorangriff auf sie persönlich hier in Österreich wohl haben werde. Die ehrliche Antwort darauf ist sicher unbefriedigend: Niemand kann es zur Zeit auch nur annähernd abschätzen. Beides ist möglich: Dass zumindest die Wirtschaft nach einigen Wochen oder Monaten mit Turbulenzen zu "business as usual" zurückkehrt, wie auch, dass durch Stimmungslage und einzelne Pleitenmeldungen (die gar nicht unmittelbare Folge des Terrors sein müssen) eine Spirale nach unten ausgelöst wird.

Für ersteres sprechen - ungeachtet der schon vor den Anschlägen sichtbaren Konjunkturdelle - die immer noch guten Wirtschaftsdaten. Ein Rückgang des Wachstums ist noch lange keine Rezession. So grauenhaft die Auswirkungen des Anschlages im Einzelnen sind (einzelne Firmen wurden komplett ausgelöscht!) - die direkten materiellen Auswirkungen sind für die USA und erst recht für die Weltwirtschaft unbedeutend.

Ich fürchte freilich, dass nach einem derartigen Schock auch das Wirtschaftsgeschehen nicht den üblichen Gesetzmäßigkeiten folgen wird. Die Wirtschaft wird ja nicht nur von coolen Managern und Investoren, sondern maßgeblich von emotionell zutiefst berührten Menschen geprägt. Es werden sich zudem eine Reihe von Faktoren überlagern. Echte, unmittelbare Auswirkungen des Terrors (Buchungsrückgänge bei Fluglinien und Reisebüros) mit Maßnahmen, für die der Terror bloß Vorwand ist. Es würde mich sehr wundern, wenn jetzt nicht die eine oder andere unangenehme Restrukturierungsmaßnahme (Kündigungen, Schließungen) rascher und gründlicher vorgenommen wird, als man sich ursprünglich getraut hätte. Frei nach dem Motto: "Beschwerden sind bei Herrn Bin Laden abzugeben".

Für eine Ansage reicht mein Mut jedenfalls: Weder die strikte Beibehaltung des Null-Defizit-Kurses noch ein Abgehen davon (wie von der Opposition gefordert) wird bei dieser weltwirtschaftlichen Ausgangslage die Wirtschaftsentwicklung in Österreich maßgeblich beeinflussen.

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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