Telefon: Die neue Freiheit macht manchmal auch angst

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Es ist noch gar nicht so lange her, da schimpfte man hierzulande gerne und ausgiebig - und nicht ganz grundlos - über die "unverschämt hohen" Telefongebühren: "So etwas kann sich auch nur ein Staatsmonopol wie die Post leisten!". Seit der Liberalisierung sind die Gebühren im Sinkflug, geschimpft wird freilich auch jetzt: "Wer soll sich bei den Dutzenden Tarifen, die sich ständig ändern, noch auskennen?" Manchmal vermeint man sogar eine Sehnsucht nach der guten, alten Monopolzeit herauszuhören, wo alles seine Ordnung hatte.

Tatsächlich macht vielen die neue Wirtschaftsfreiheit noch zu schaffen. Wer in einer Zeit aufgewachsen ist, wo vom Brot bis zum Benzin alles staatlich preisgeregelt war, hat jetzt begreiflicherweise Angst, wegen mangelnder Information oder persönlicher Ungeschicklichkeit, nicht zum für ihn günstigsten Angebot zu greifen.

Mehr Wettbewerb führt zu mehr Effizienz (und niedrigeren Preisen), aber naturgemäß auch zu einem vielfältigeren (wenn man will: unübersichtlicheren) Angebot. Nicht das Abschaffen von Monopolen sichert diesen Wettbewerb langfristig ab, sondern der informierte, flexible Konsument, der mit seinen Entscheidungen die effizientesten Anbieter belohnt.

Medien und Verbraucherverbände können wichtige Informationsarbeit leisten, der Staat muß für eine ordnungsgemäße Deklaration ("keine Mogelpackungen") sorgen. Das Sammeln von Informationen und die Prüfung, was ist für mich das beste Angebot, kann den Konsumenten niemand abnehmen. Die Erziehung zum mündigen Verbraucher kann daher auch gar nicht früh genug beginnen und sollte in der Schule einen wesentlich höheren Stellenwert haben als derzeit. Was wir jetzt bei den Telefongebühren erleben, haben wir in ähnlicher Form bei den Versicherungen nach der Deregulierung erlebt, und werden wir wahrscheinlich irgendwann auch bei Gas und Strom erleben.

Jene, die mit der neuen Freiheit nicht mehr zurecht kommen, z. B. ältere Menschen, sollten wir nicht belächeln, sondern sollten ihnen die notwendige Hilfestellung geben. Schön wär's, wenn das der Nachbar macht, und wir dazu nicht wieder "den Staat" brauchen. Und: Bei allem Verständnis für die Vielfalt: Muß Vielfalt wirklich immer so unübersichtlich sein wie bei den Telefontarifen?

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