Vergangenheits- und Zukunftsbewältigung

Werbung
Werbung
Werbung

Österreich steht vor einem entscheidenden Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung: die Verhandlungen über die Entschädigungszahlungen an die noch lebenden Zwangsarbeiter der NS-Zeit sind in vollem Gange - und in bester Hand.

Kaum eine (Personal-)Entscheidung der letzten Wochen wurde von der Öffentlichkeit so widerspruchslos hingenommen und respektiert beziehungsweise sogar von der Opposition und dem Österreich im Moment gar nicht so freundlich zugetanen Ausland begrüßt wie die Bestellung von Maria Schaumayer zur Regierungsbeauftragten in dieser heiklen Materie.

Ihre sowohl politische wie wirtschaftspolitische Kompetenz und Durchsetzungsfähigkeit stehen wohl für alle ebenso außer Frage wie ihre erfahrungsgeprägte Sensibilität und ihr Verantwortungsbewußtsein.

Dazu kommen aber auch eine Portion gesunder Menschenverstand und praktisches Zupacken: schnell müssen dieVerhandlungen abgewickelt werden, wegen des Alters der Betroffenen, und ohne Junktim etwa im Hinblick auf die Benes-Dekrete, vertriebene Sudetendeutsche oder österreichische Zwangsarbeiter. Dafür sei sie nicht zuständig, sagt Maria Schaumayer, und man könne "nicht alle leidvollen Auswirkungen von NS-Herrschaft und Krieg gut machen".

Aber wenn man sie läßt beziehungsweise ihr das nötige Instrumentarium zur Verfügung stellt, wird sie zumindest vieles gut machen, für die NS-Opfer (deren Anwälte immerhin mit dem Wissen um ihre Bestellung Klagen derzeit hintanhalten) ebenso wie für die verhandlungsbereiten österreichischen Unternehmen. Ja, und daß Maria Schaumayer in dieser Funktion ehrenamtlich tätig ist (ihrer Meinung nach gehört das "zur guten Ordnung") sollte wohl auch betont werden.

Man muß daraus keine Beispielsfolgen für Ministergehälter ableiten (professionelle Politik gehört angemessen honoriert!), aber das kleinliche Gezänk um Einkommensgrenzen und Sozialabgaben unserer hoffentlich wirklich professionellen politischen Gegenwarts- und Zukunftsbewältiger erscheint damit in einem eigenen Licht ...

Die Autorin ist Professorin für Gesellschaftspolitik an der Universität Linz.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung