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Neulich waren wir für Dreharbeiten in Widin, im hintersten Winkel Bulgariens. Die Stadt liegt im Nordwesten an der Donau, die hier fast zwei Kilometer breit ist. Am anderen Ufer: Rumänien, die Stadt Calafat. Hüben wie drüben: Tristesse, Armut. Im Kommunismus hielt man sich mit landwirtschaftlichen Großbetrieben über Wasser. Geblieben sind gigantische Ruinen. Die Gegend ist die ärmste der EU. Aber das soll sich ändern. Dank dieser neuen Brücke zwischen Widin und Calafat.

Beeindruckend, wie sie mit riesigen Verstrebungen über der Donau thront. Sie hat ja auch 300 Millionen gekostet. Einen Großteil zahlte die EU aus verkehrsstrategischen Gründen. Dazu muss man wissen, dass Bulgarien und Rumänien entlang ihrer knapp 500 Kilometer langen Donau-Grenze bisher nur eine einzige Brücke hatten. Jetzt endlich also die zweite Straßen- und sogar Zugverbindung. Im vergangenen Oktober wurde sie eröffnet. Vom österreichischen EU-Kommissar Hahn und den Regierungschefs von Bulgarien und Rumänien. Man feierte den Abschluss des "Paneuropäischen Verkehrskorridors IV“. Von Deutschland bis in die Türkei, so die Hoffnung, können nun LKW mit Milch, Honig und all den anderen Gütern rollen, die für blühende Landschaften an den Brückenrändern sorgen. Dumm nur, dass es bis zur Brücke noch keine entsprechenden Straßen gibt!

Unsere Anfahrt verlief weite Strecken im Schritttempo über Holperpisten. Und ständig das auf dem Balkan berüchtigte Verkehrzeichen mit dem schwarzen Punkt, also Achtung Lebensgefahr! Beim bulgarischen Infrastruktur-Amt erklärt uns ein freundlicher Herr, die Straße werde nicht vor 2020 fertig sein. Und auf die Frage: Warum so spät, wo man seit 13 Jahren weiß, dass die Brücke kommt: "Bedenken Sie doch, wie viele Jahrzehnte lang man vor diesen 13 Jahren nichts davon wusste.“ Der Mann ist Philosoph!

Die Autorin ist Korrespondentin

der ARD in Wien

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