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... aber ein schöner Ort..

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Zu den Zeilen, als in Karl VI. Laxenburger Revier noch Beizjagden alten Stils abgehalten wurden und der Edelfalke den Reiher schlug, dichtete der Hofpoet Pietro Matestasio ein vierzeiliges Motto. In deutscher Übersetzung lautet es: „Laxenburg ist kein Schloß / Laxenburg ist keine Stadt / aber ein schöner Ort / den Seine Majestät liebt.“ Doch erst unter Maria Theresia stieg dieser „schöne Ort“ südöstlich von Wien zur glanzvollen Hofhaltung empor. Alles wurde nun in Planung und Realisierung weiträumiger, großzügiger, durch Zukaufe und Tausch von Besitzungen.

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Zu den Zeilen, als in Karl VI. Laxenburger Revier noch Beizjagden alten Stils abgehalten wurden und der Edelfalke den Reiher schlug, dichtete der Hofpoet Pietro Matestasio ein vierzeiliges Motto. In deutscher Übersetzung lautet es: „Laxenburg ist kein Schloß / Laxenburg ist keine Stadt / aber ein schöner Ort / den Seine Majestät liebt.“ Doch erst unter Maria Theresia stieg dieser „schöne Ort“ südöstlich von Wien zur glanzvollen Hofhaltung empor. Alles wurde nun in Planung und Realisierung weiträumiger, großzügiger, durch Zukaufe und Tausch von Besitzungen.

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LAXENBURG. Von Joseph Zykan. Verlag Herold, Wien-München. 121 Seiten und 82 Abbildungen. S 128.—.

Den Blauen Hof Heß Maria Theresia zu einer wahrhaft kaiserlichen Sommerresidenz umgestalten — doch eben so, wie es die Habsburger bei ihren Lustschlössern immer taten: Sie instrumentierten nicht mit Fanfarenstoß, Paukenwirbel und Tschinellen-schlag, sondern im Ton eines Haydn-Quartetts. Nicht zu prunken galt es, sondern nobel zu sein. Josef II. kommandierte Pioniere ab, sie machten aus dem repräsentativen Barockpark einen Naturgarten nach dem damals neuartigen „englischen Geschmack“. Dort bot sich später seinem Neffen Franz das Wichtigste für die Entfaltung neuer baulicher Ideen: Raum, der „Rohstoff“ Landschaft. So entstand eines der inteiressainitesten a'omantisdhen Gesamtkulturdenkmäler Europas: Die „Franzensburg“ als Herzstück eines „Rittergaiues“, eine Szenerie gefügt aus Empfindungen und Gelehrsamkeit über ferne Historie, eine einzige große Stimmungskulisse. Und zugleich Symbol innerer Selbstbehauptung gegen den Andrang der äußeren Ereignisse, erste Bestandsaufnahme überlieferter Werte. Denn als Kaiser Franz anno 1798 den Auftrag erteilte, auf einer der Inseln des Parks ein „Gartenhaus in Gestalt einer gotischen Burg-vesifce“ zu errichten, standen die Zeichen in der Welt auf Sturm Die Reaktion darauf war ein Blick zurück in eine als glanzvolles Heldenzeitalter nachge-träumite Vergangenheit, die Versenkung ins Familiengeschichtliche, Habsburgisch-Dynastische als den Kernpunkt der Existenz dies Erzhauses. Dies und nicht plattes, blechernes Ribterspiel ist der gedankliche Hintergrund der Franzensburg.

Jahrzehntelang lag keine Monographie über Laxenburg vor. Nun schrieb der bekannte Kunsthistoriker Hofrat Dr. Joseph Zykan, ehemaliger Landeskonservator für Niedierösterreich, ein zusammenfassendes Werk nach dem aktuellen Stand der Restaurierungsarbeiten, an denen er selbst entscheidend mitwirkte. Der handliche Band vermiittelt einen geschichtlichen Abriß auf Grund eigener Forschungen des Autors und ist zugleich ein instruktiver allgemein verständlicher Führer durch alle Anlagen jenes „schönen Ortes“. Zahlreiche Hinweise auf die allgemeinen Anfänge des romantischen Historismus in Europa regen zu weiterer Beschäftigung mit diesem faszinie-rendien Thema an. Nicht unerwähnt bleibe die ausgezeichnete Bildauswahl interessanter Laxenburger Veduten. Interieurs und unausgeführter Entwürfe.

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