7089617-1994_24_25.jpg
Digital In Arbeit

Filmfest Wels 1994

19451960198020002020

Die Welser Filmtage gingen getrübt von niedriger Besucherfrequenz und dürftigem Programmangebot zum zehnten Mal über die Leinwand.

19451960198020002020

Die Welser Filmtage gingen getrübt von niedriger Besucherfrequenz und dürftigem Programmangebot zum zehnten Mal über die Leinwand.

Werbung
Werbung
Werbung

Am Ende des Festes hieß es seitens der Festivalleitung, die Besucherfrequenz sei „sehr enttäuschend” (Direktor Beinhard Pyrker) gewesen, aber es gab „positive Beaktionen” (Pyrker) auf das neue Euro-Konzept, das nur noch eine Amortisie-rungszeit braucht.

Dazwischen: 120 Stunden Film auf Zelluloid und Video, Podiumsdiskussionen, Pressegespräche, Konferenzen.

Festivalleiter Pyrker lud sein Publikum ein, über den Tellerrand österreichischer Provinzia-lität zu blicken. Zwei Wege wurden dabei verfolgt: Da war das Prinzip der Partnerschaft durch „Patenpräsentationen”, bei der österreichische Begisseure ihren europäischen Lieblingsfilm vorstellen sollten. Zweitens: der notwendige Versuch, eine Gegenposition zu Bassismus und Minder -heitenhaß zu beziehen.

Nutznießer dieses Konzepts waren die Cineasten. Sie bekamen

Filme vorgesetzt, die Einblicke in fremde Kulturen gewähren.

Gerade der vom „Paten” Peter Patzak präsentierte Streifen „Luna Park” (Begie: Pavel Lugnin, Bußland 1992) ist eine Geschichte, die durch das antreibende Erzähltempo und große atmosphärische Dichte besticht. Die Story kreist um einen jungen Moskowiter, der sich mit Freunden als Antisemit betätigt, und seine Vergangenheit, insbesondere seinen Vater sucht. Ein Vergan-genheitsbewältigungsepos ganz anderer Art lieferte der Salzburger Regisseur Wolfram Paulus in seinem neuen dreistündigen Werk „Zug um Zug”, mit dem das Film Fest Wels '94 eröffnet wurde. Er thematisiert historischen Antisemitismus aus der deutsch-österreichischen Anschlußzeit.

Zentral aber war die Personale für die am 25. Februar 1994 freiwillig aus dem Leben geschiedene österreichische Regisseurin Margarete Heinrich. Der Bogen zeigte sechs Werke, spannte sich von der frühen Satire „Schrei lauter” (1980), die die Frauenrolle hinterffagt, über die unterhaltsame, mit weiblichem Blick und sprühendem Humor ausgestattete Komödie „Durch dick und dünn” (1987) bis zum letzten, filmpreis-verdächtigen Opus, „Totschweif;en” (1994), rund um die angjährige Suche nach einem bis heute nicht entdeckten jüdischen Massengrab im burgenländischen Bechnitz, in dem bekanntlich im Vorjahr der jüdische Friedhof geschändet wurde. Zwei Tage nach dem Abschluß mit diesem schwierigen Stoff stürzte sie sich aus dem Schneidezimmer.

Der Preis der österreichischen Filmtage 1994 (150.000 Schilling) ging an den Grazer Peter Zach, für sein Künstlerporträt des Schönbrunnbewachers und Wiener Jazzmusikers Walter Malli („Malli-Artist in Besidence”), den Dokumentarfilmpreis der Stadt Wels (50.000 Schilling) erhielt die Linzerin Astrid Ortner für eine kontemplative Studie einer steirischen Nonnenordensgemeinschaft.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung