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Kein Dach über alle Probleme

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FURCHE: Als Leiter des Österreichischen Filmbüros veranstalten Sie nun schon zum sechsten Mal die Filmtage in Wels, die alljährliche Werkschau des österreichischen Films (17. bis 22. Oktober). Ist das Festival finanziell gesichert?

REINHARD PYRKER: Das „Österreichische Filmbüro“ wird seit letztem Frühjahr erstmals von allen neun Bundesländern unterstützt. Ganz egal, mit welchem Betrag, er ist wichtig und unser Fuß in der Tür. Wir haben etwa drei Jahre mit den Ländern verhandelt und ihnen schließlich klar gemacht, daß wir ja Filme aus allen Bundesländern zeigen.Man muß noch eines sagen: Das Filmbüro hat ein Gesamtbudget von 2,2 Millionen Schilling, und aus diesen Mitteln fließen die Gelder für die „Filmtage“. Neben den Bundelsändern fördern uns noch die Stadt Wels, der Bund und einige private Geldgeber. Übrigens auch mit Sachleistungen, ohne die unser Budget bei über drei Millionen Schilling läge.

FURCHE: Sie haben durch diese Situation einen besonderen Status innerhalb der österreichischen Kulturlandschaft?

PYRKER: Das stimmt. Wir sind bis dato die einzige Institution, die von allen Bundesländern gefördert wird. Es geht uns also nicht schlecht, aber noch lange nicht so, daß wir wirklich zufrieden sein können.

FURCHE: Sind private Finanzierungen die Zukunft des „Österreichischen Filmbüros“?

PYRKER: Sie würden uns zumindest viel unabhängiger machen. Das „Filmbüro“ bemüht sich daher ständig um Kontakte mit interessierten Firmen. Sogar im Bundesminister rium gibt es jetzt einen Pool, der

sich um Kultursponsoring bemüht. In filmischen Belangen passiert allerdings - im Gegensatz zu Theater und Musik - herzlich wenig.

FURCHE: Glauben Sie, daß Österreichs Kulturpolitikerden „Filmtagen“ nicht genügend Bedeutung beimessen?

PYRKER: Das nicht gerade. Nur habe ich manchmal das Gefühl, daß sich einige von ihnen nicht wirklich voll engagieren. Film läuft halt irgendwo mit. Ob man jemals ernst genommen wird, ist eine andere Frage.

FURCHE: Im Programm des diesjährigen Festivals finden sich neben zahlreichen Experimental- und Kurzfilmen und einigen wenigen Dokumentarfilmen auch Spielfilme, die international Anerkennung gefunden haben: zum Beispiel Michael Hanekes „Der 7. Kontinent“, der in Cannes einiges Aufsehen erregt hat und in Locarno mit einem Preis ausgezeichnet wurde. In Wels wird er der Eröffnungsfilm sein. Ist das ein Zeichen für einen deutlichen Aufwärtstrend?

PYRKER: Nicht unbedingt. Auch in früheren Jahren waren hin und wieder einige österreichische Spielfilme bei großen Festivals vertreten. Bemerkenswert finde ich nur, daß es heuer vor allem Debütfilme waren. Michael Haneke ist ja kein Unbekannter mehr und hat für das Fernsehen schon gedreht. Für das Kino allerdings noch nie.

Die österreichische Spielfilmproduktion ist durch einen ständigen Wechsel zwischen Hoch und Tief gekennzeichnet. Dieses Jahr wurde eben mehr produziert. Das sehen wir ja auch am Programm von Wels, wo doch einige Filme zur Welturaufführung gelangen.

FURCHE: Wie sehen Sie heute die Situation des österreichischen Films? Was denken Sie über das Projekt, ein „Filmhaus“ zu errichten? Dieses Vorhaben geisterte einige Zeit durch die Medien, und zwar als Zentrum aller Institutionen, die in Österreich etwas mit Film zu tun haben.

PYRKER: Im großen und ganzen hat sich an der schwierigen Situation trotz einiger Erfolge nichts Wesentliches geändert. Das beginnt mit der Ausbildung, die katastrophal ist. In der sogenannten Filmhochschule, dem einzigen Ort, wo die Leute mit dem Filmemachen konfrontiert werden, mangelt es schon allein an technischen Geräten. Dann die Subventionsvergabe: Österreichische Spielfilmregisseure können sich faktisch nur an den „Österreichischen Filmförderungs-

fonds“ wenden und sind von dessen Geld abhängig. Die Bundesländer beginnen erst damit, auch etwas beizutragen.

Einzelne Institutionen sind zerstritten, können nicht miteinander arbeiten. Das „Filmhaus“ war immer als Bürogebäude für den „Österreichischen Filmförderungsfonds“, die Filmabteilung des Unterrichtsministeriums und den „Dachverband österreichischer Filmschaffender“, die alle dringend Raum brauchen, gedacht. Das medial verbreitete Gerücht um ein Haus, in dem zum Beispiel auch „Filmarchiv“ und „Filmmuseum“ unterkommen sollen, ist Unsinn, denn das sind zwei jener Institutionen, die nicht miteinander arbeiten können. So würde man über alle Probleme ein Dach stülpen.

Das Gespräch führte Peter Illetschko.

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