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FURCHE: Im Kulturbudget 1991 sind auch 30 Millionen Schilling für „Kulturentwicklung” vorgesehen: Um welche Kulturaktivitäten geht es da?

BUNDESMINISTER RUDOLF SCHÖLTEN: Im laufenden Budget ist erstmals eine Summe von 30 Millionen für Kulturinitiativen und -projekte eingeplant, die vor allem als Initialzündungen, als modellhafte Initiativen wirken sollen. Wir möchten mit dieser Vorgangsweise - unabhängig von der Kulturhoheit der Bundesländer - auf Modelle aufmerksam machen.

FURCHE: Nach welchen Kriterien werden diese Projekte ausgewählt?

SCHOLTEN:Ein Beirat mit Mitgliedern aus den verschiedenen Bundesländern ist dabei, sie aufzustellen. Es geht uns vor allem um neue Formen der Vermittlung kulturellen Schaffens und um bisher nicht erreichte Zielgruppen.

FURCHE: Gibt's schon ein Beispiel?

SCHOLTEN:Beispielsweise wäre das WUK Werkstätten- und Kulturhaus in Wien eines, künftige kann ich noch nicht nennen.

FURCHE: Bezieht sich das auch räumlich auf bisher wenig erreichte Gebiete und Regionen?

SCHÖLTEN: Selbstverständlich auch das, der Beirat ist ja auch regional zusammengesetzt.Wir müssen Mut zu Experimenten haben, es ist sinnlos, wenn wir Experimente fordern, aber selbst in der ministeriellen Struktur keine Veränderungen wollen. Es muß auch für uns möglich sein, etwas auszuprobieren.

FURCHE: Sie haben auch vorgeschlagen, „Intendanten” einzusetzen, die die Auswahl zu fördernder Künstler übernehmen. Was ist aus diesem Vorschlag geworden?

SCHÖLTEN: Dazu gibt es schon recht konkrete Vorstellungen. Die

„Intendanten” sollen neben dem bestehenden Auswahlsystem durch Beiräte für bestimmte Einzelbereiche zuständig sein.

Beispielsweise könnte für die bildenden Kunst neben den beiden zuständigen Abteilungen des Ministeriums eine Person für die Auslandsausstellungen österreichischer Künstler zuständig sein. Derzeit wird eine Schau junger österreichischerMaler für Südamerika vorbereitet. Da habe ich beispielsweise meine Zweifel, ob diese Länder für diese Künstler die richtigen Präsentationsgebiete sind und sie nicht besser in Madrid oder Barcelona gezeigt werden sollten.

Bisher haben über solche Projekte Beiräte entschieden, eine Einzelperson könnte dem ein wesentlich stärkeres Profil geben.

Ein weiteres Förderungsmodell könnte so aussehen, daß eine Person X ohne weitere Auflage für einen begrenzten Zeitraum - ein Jahr etwa - einen bestimmten Betrag zur Verfügung erhält und von sich aus damit intensive Förderung betreibt. Das derzeitige System beruht darauf, daß man im Ministerium darauf wartet, bis jemand Anträge um Subventionierung von Ausstellungen, Katalogen und so weiter stellt. Die Initiative geht -auch bei den engagierten Beamten hier im Haus - nicht vom Ministerium aus. Eine solche Einzelperson könnte von sich aus bestimmen, welche Projekte sie für wichtig hält und sie fördern. Die Projekte könnten so rasch verwirklicht werden und würden von dieser Person mitgetragen.

FURCHE: Wer wird ein solcher „Intendant”? Wann wird es so weit sein?

SCHÖLTEN: Nachdem ich zwar ein Wagnis eingehen, dabei aber nicht herumexperimentieren will, möchte ich mich noch nicht festlegen. Schießlich ist ein hohes Maß von Vertrauen in diese Person notwendig.

FURCHE: Die Subjektivität der Entscheidungen eines einzelnen fürchten Sie nicht?

SCHÖLTEN: Auch im Beirat entscheiden fünf oder sechs Personen subjektiv.

FURCHE: Der „Intendant” kommt nicht aus dem Ministerium?

SCHÖLTEN: Nein, sicher nicht. Ich habe kein Mißtrauen in die Beamten, aber das soll ja Sinn der Sache sein, daß ein Außenstehender sehr persönliche Akzente setzt.

FURCHE: Fürchten Sie Widerstände innerhalb des Ministeriums?

SCHÖLTEN: Nein. Ich bin mit den Beamten gut im'Gespräch und glaube, daß vor allem diejenigen Beamten, die in der Sache engagiert sind, diese Vorgangsweise mittragen.

FURCHE: Wird ein solcher „Intendant” auch für die Literatur ins Auge gefaßt?

SCHÖLTEN: Für die bildende Kunst sind wir mit unseren Überlegungen am weitesten, aber sicher sind in jedem Bereich der Kunst Segmente dafür geeignet.

FURCHE: Eine andere Frage betrifft die Ausbildung an den österreichischen Kunsthochschulen. Über viele Jahre wurden den Kunsthochschulen - zum Teil von den Absolventen selbst - der Vorwurf gemacht, daß die handwerkliche Ausbildung zu kurz komme. Wird sich daran etwas ändern?

SCHÖLTEN: Ressortmäßig bin ich dafür nicht zuständig, in der Sache bin ich Ihrer Meinung. Zum Teil scheint mir das eine Konsequenz des Meisterklassen-Prinzips zu sein, das ich an sich für wertvoll halte. Bisher gab es darüber noch keine Gespräche zwischen dem zuständigen Minister Busek und mir.

FURCHE: Undpeilen Sie Veränderungen bei der Entwicklung der musischen Fächer in den Schulen an!

SCHÖLTEN: Ich mache sicher nicht weiter mit der Verringerung der Stundenanzahl in den musischen Fächern. Sosehr ich persönlich es begrüßen würde, diese Entwicklung rückgängig zu machen, so illusionär wäre ein solcher Versuch. Aber diese Fächer werden nicht weiter beschnitten.

FURCHE: Es gab immer wieder Überlegungen, die Auslandskultur vom Außenministerium ins Unterrichtsministerium zu verlegen. Wie stehen Sie dazu?

SCHÖLTEN: Erstens fühle ich mich an die gesetzlichen Festlegungen gebunden. Und zweitens ist durch die Bestellung von Peter Mar-boe zum Leiter der Auslandskulturabteilung ein viel höheres Maß an Koordination sichergestellt als bisher. Das Dreieck Unterrichts-, Wissenschafts- und Außenministerium hat sich das vorgenommen und es funktioniert auch auf persönlicher Basis.

FURCHE: Stichwort Opernübertragungen im TV. Wie stehen Sie zu den kürzlich gemachten Vorschlägen?

SCHÖLTEN: Ich hielte es für ausgezeichnet, wenn es zu mehr Opernübertragungen im TV käme. Das vorgelegte Konzept des Bundestheaterverbandes ist über viele Barrieren der Vergangenheit gesprungen. Im April wird es ein Gespräch zwischen dem ORF und mir geben, aber die Programmhoheit des ORF ist selbstverständlich zu respektieren.

FURCHE: Und ein letztes: Wird der Vertrag mit Claus Peymann verlängert? Bis wann fällt die Entscheidung?

SCHÖLTEN: Wegen der vom Theaterbetrieb her notwendigen Vorausplanung muß die Entscheidung bis Juni fallen, und bis dahin wird sie fallen.

Mit dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst sprach Leonore Rambosek.

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