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Internationale Vortragstätigkeit

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Das Argument Alfred Sorges, daß keinerlei östliche Zeitungen im Außenministerium zirkulieren, ist nicht nur unrichtig, sondern auch ein wenig naiv. Diese Zeitungen werden besser, rascher und sachkundiger auf den entsprechenden Botschaften studiert, die darüber besondere Presseberichte verfassen.

Noch ein Wort zur Ausbildung der Beamten. Zwischen der „Diplomatischen Akademie” und dem Institut für Höhere Studien und Wissenschaftliche Forschung (Ford Foundation) wird es zu einer engen Zusammenarbeit kommen. Außerdem wird in Vortragsserien den jüngeren Beamten im Außenministerium im Zusammenwirken mit der von diesem besonders stark subventionierten Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und Internationale Beziehungen Gelegenheit geboten, ihr Wissen und ihre Kenntnisse zu entwickeln. Ich wage die Behauptung, daß kein Außenministeriump r„ein s europäischen Landes unserer Größenordnung eine solche internationale Vortragstätigkeit -unterstützt und initiiert hat.

Ich wäre dem Verfasser sehr dankbar, wenn er mir eine Gesellschaft von wirklich wissenschaftlichem Rang nennen könnte, mit der das Außenministerium nicht zusammenarbeitet.

Das vom Bundesministerium veranstaltete Diplomatenseminar in Kleßheim, das seit vielen Jahren hervorragende Vortragende über aktuelle Fragen nach Österreich gebracht hat, ist der souveränen Verachtung des Verfassers zum Opfer gefallen, und da der Verfasser dieses Artikels mit den inneren Reformmaßnahmen des Außendienstes vollkommen unvertraut ist, weiß er auch nichts davon, daß ich vor einigen Monaten an ungefähr 60 Beamte persönliche Briefe geschrieben habe, in denen ich sie aufgefordert habe, ihre speziellen Berufswünsche zu formulieren, und daß ich jede einzelne Antwort geprüft habe, um mir einen direkten Eindruck von den Fähigkeiten und Neigungen der jüngeren Beamten des Ministeriums zu machen.

Minister Sisyphus

Nach langen und schweren Auseinandersetzungen, auch für verschiedenen Amtsstellen, ist es mir gelungen, auch für begabte und tüchtige Verwaltungsbeamte neue Aufstiegsmöglichkeiten zu schaffen. Sie werden in Zukunft effektive Konsulate leiten dürfen, was ihnen nicht nur die Möglichkeit einer interessanten Tätigkeit im Ausland eröffnet, sondern auch dem Ministerium erlaubt, diplomatische Funktionäre für andere Aufgaben freizumachen. Wenn in Ihrem Aufsatz von der bürokratischen Organisation gesprochen wird, die es im Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten gibt, so soll das nicht geleugnet werden, aber die gibt es leider in allen Ministerien. Um hier Abhilfe zu schaffen, habe ich vor Monaten einer privaten Firma für Betriebsorganisation den Auftrag gegeben, Vorschläge für eine Modernisierung der Verwaltung zu machen. Hier aber grundlegende Veränderungen zu erzielen, wird nicht leicht sein, denn in Österreich gelten für die Verwaltung sehr altmodische Vorschriften, die auf Gesetzen oder Verordnungen beruhen und die zu ändern einen Minister dem klassischen Helden Sisyphus vergleichbar machen.

Über Initiative des Außenministeriums wurden wiederholt Vorschläge für eine Reform der Dienstzweigeverordnung gemacht, und hie und da gelingt es auch, solche durchzusetzen. Eis wundert mich, daß sich Beamte im Außenministerium unglücklich fühlen sollten, da sich doch nicht nur von anderen Ministerien, sondern sogar aus der Privatwirtschaft tüchtige Leute für die Verwendung im Außenministerium gemeldet haben, von denen die Qualifiziertesten auch angenommen wurden. Selbst hervorragende Journalisten konnten für Aufgaben des Außendienstes gie- wonnen werden.

Wunsch: ein eigenes Haus

Die Erfüllung einer modernen Organisation des Amtes würde aber auch die Unterbringung ln einem eigenen Gebäude erfordern. Die Abteilungen des Außenministeriums sind an verschiedenen Stellen verteilt und außerdem müssen seine Beamten ziu dritt und zu viert in engen Räumen beisammensitzen.

Dadurch stören sie sich bei ihrer Arbeit. Es wäre hoch an der Zeit, daß am Ballhausplatz auf kostbarstem Baugrund nicht nur Unkraut wuchert und Getreidesorten gebaut werden, sondern, daß dort ein modernes Gebäude errichtet wird.

Die Republik Österreich hat erst seit fünf Jahren ein eigenes Außenministerium, eine Tatsache, die nicht zuletzt auf die Gleichgültigkeit zurückzuführen ist, mit der man hierzulande manchmal der Erfüllung außenpolitischer Aufgaben gegenübersteht. Ich bin Ihrer Zeitung dankbar, daß sie sich immer von diesem Standpunkt distanziert hat und weiß, daß der von Ihrem Blatt veröffentlichte Artikel auch aus einer echten Sorge entsprungen ist. Meine Erwiderung soll daher nicht so verstanden werden, daß ich über Ihre Kritik irritiert wäre, sondern ich wollte lediglich ein paar Richtigstellungen vornehmen. Wenn der österreichische Außendienst in einigen Jahren es erreichen wird, daß ihm wenigstens ein Prozent des Gesamtbudgets zur Verfügung steht, dann wird es gewiß leichter sein, die ihm gestellten Aufgaben zu erfüllen. Aber mindestens ebenso wichtig ist es, daß wir höchstqualifizierte Menschen bekommen, und am allerwichtigsten ist für uns das wache Interesse der Volksvertretung und der öffentlichen Meinung.

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