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Die Viennale (15. bis 27. Oktober) zeigt ein internationales Programm und dient einmal mehr als Diskussionsplattform für heimische Filmprobleme.

Die Viennale ist heuer auf den Hund gekommen. Das Wiener Filmfestival (15. bis 27. Oktober), die größte Filmschau des Landes, erwählte sich für sein diesjähriges Plakat die Darstellung einer viele tausend Jahre alten Höhlenzeichnung, auf der ein schnüffelnder Hund zu sehen ist. Symbolisieren soll dies die zahlreichen Überraschungen und Entdeckungen, die Festival-Direktor Hans Hurch zusammengetragen hat. "Der Hund ist wild und scheu und hat eine feine Schnauze, um die Dinge aufzuspüren und zu unterscheiden. Er ahnt, was in der Luft liegt", meint Hurch.

Filmförderung neu

Dass innerhalb der österreichischen Filmszene einiges in der Luft liegt, wird sich anlässlich der Viennale auch in diesem Jahr in zahlreichen hochpolitischen Diskussionsveranstaltungen niederschlagen.

Etliche Neuerungen betreffen beispielsweise die Filmförderung: Staatssekretär Franz Morak stellte erst kürzlich eine Reform des Filmförderungsgesetztes vor, das in seiner neuen Fassung Anfang 2005 in Kraft treten soll. Darin aufgewertet findet sich etwa die Förderung des filmischen Nachwuchses in Österreich; eine Aufgabe, die bislang vernachlässigt wurde und nun vom Österreichischen Filminstitut (ÖFI) verstärkt wahrgenommen werden soll.

Zudem soll mehr Geld in die Stoffentwicklung und in die Erstellung von Marketing-Konzepten fließen. Der österreichische Film auf dem Weg zum Hollywood-Mainstream? Mitnichten: Vermarktung ist auch am europäischen Filmmarkt ein Thema, vor allem bei großen Kino- oder TV-Koproduktionen. Das geänderte Filmförderungsgesetz soll heimische Filme "mit dem europäischen Markt kompatibel" machen.

Mehr Macht bekommt künftig der Direktor des ÖFI: Roland Teichmann, Neo-Chef der Institution, sitzt ab sofort in der neuen "Projektkommission" und darf über eingereichte Filmprojekte mitentscheiden.

Erstmals ebenfalls geregelt: Die TV-Nutzungsrechte (inklusive Pay-TV und Video-on-Demand-Nutzungen) - künftig sollen diese Rechte für Filme nach fünf Jahren an den Hersteller zurückfallen. Debatten über diese Änderungen sind zu erwarten, der Gesetzesentwurf kann unter www.filmfoerderung.gv.at abgerufen werden, Kommentare sind per E-Mail vom Staatssekretär ausdrücklich erwünscht (aber leider nicht öffentlich einsichtig).

Diagonale und Viennale

Schwerpunkt Nummer zwei: Die neue Diagonale. Im März 2005 wird die nach langem Hickhack installierte Führung unter der Leitung der deutschen Filmhistorikerin Birgit Flos ihre Premiere in Graz geben. Nach einem einjährigen Streit um die Nachfolge zwischen Filmbranche und Franz Morak scheint dieser Konflikt beigelegt - zumindest bis zur Premiere der neuen Diagonale.

Für die Viennale, die seit Jahren das politische Wohlwollen von Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny genießt, gibt es keine Strukturdebatte: Hans Hurchs Vertrag läuft neuerdings sogar unbefristet, das Jahres-Budget von insgesamt 2,1 Millionen Euro reicht, um ein Festival von internationalem Ansehen zu programmieren. Sogar die renommierte französische Filmzeitschrift Cahiers du Cinéma widmet der Viennale jedes Jahr eine Reportage.

Best of Cannes, Berlin etc.

Dabei ist die Viennale aus Tradition eine Art "Best-of"-Festival: Viele Highlights der Festivals von Cannes, Berlin, Venedig oder Locarno sind da zu sehen, insgesamt werden heuer 298 Filme aus 44 Ländern gezeigt. Traditionell ist auch die Tatsache, dass die Hälfte davon Dokumentarfilme sind. Eine neue Reihe mit dem Titel "Propositions" zeigt zwölf "Entdeckungen": Ungewöhnliche (Debüt-)Filme, die der Viennale-Hund übers Jahr aufgespürt hat. Das heimische Kino, bei der Viennale gewöhnlich unterrepräsentiert, ist heuer stark vertreten: Neben Thomas Woschitz' "Josef-Trilogie" und Hubert Saupers Erfolgs-Doku "Darwin's Nightmare" wird "Die fetten Jahre sind vorbei" des Vorarlbergers Hans Weingartner Premiere haben. Der Film lief im Mai im Wettbewerb von Cannes.

Die künstlerischen Erfolge für den österreichischen Film reißen also nicht ab: Kaum ein Film, der nicht auf internationalen Festivals reüssieren konnte. Einziges Manko bleibt die Auswertung in Österreich: Denn hierzulande rangiert der österreichische Film in der Beliebtheitsskala weiterhin ganz hinten. Konzepte für ein besseres Image fehlen nach wie vor. Diagonale, Viennale und neue Marketingkonzepte werden auch das nicht ändern, denn sie richten sich an das ohnehin vorhandene Publikum. Den Film in die Breite zu tragen wäre das Gebot der Stunde.

Mehr zur Viennale:

www.viennale.at

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