Filmpolitik:Ruhe nach dem Sturm

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Wie es zu Eklat und Neubeginn zwischen Filmbranche und Staatssekretär Franz Morak kam, und wie es mit der Diagonale weitergehen soll.

Seit der letzten Diagonale im März 2003 ist viel Wasser die Mur hinuntergeflossen. Was die Filmpolitik betrifft, so hatte die heimische Branche zuweilen auch das Gefühl, ihre Szene und alles, worin sie sich manifestiert, gehe mit den Bach hinunter. Die politische Debatte um die Neubestellung der Diagonale-Leitung sorgte für eine Eskalation der ohnehin seit jeher schwer belasteten Beziehung zwischen der Branche und Kunst-Staatssekretär Franz Morak.

Zunächst die Empörung darüber, dass Morak die Diagonale-Leitung neu ausschrieb, obwohl das alte Führungs-Duo Christine Dollhofer und Constantin Wulff aus der Diagonale in den letzten Jahren eine (international) anerkannte Filmschau gemacht hatte. Dann Entsetzen, als Morak mit Miroljub Vukovic und Tillmann Fuchs das neue Diagonale-Team bekannt gab. Vukovic, an sich renommierter Leiter des Belgrader Filmfestes, sollte für die Öffnung des Festivals nach Osten stehen, Ex-ATV-Manager Fuchs die Geschäfte führen.

Breite Ablehnung und der trotzige Entschluss, der "Morak"-Diagonale die Filme zu verweigern, spalteten die Filmbranche: Während Regisseure und Kreative für ein eigenes Festival eintraten, liebäugelten die Produzenten zeitweise mit einer Unterstützung Moraks.

Dann ein Vorpreschen: Kurzerhand wurde die "originale Diagonale" von Vertretern der Filmbranche initiiert, die nun ohne Moraks Geld veranstaltet wird. Der Staatssekretär gab schließlich nach, die "Morak"-Diagonale wurde abgeblasen.

Mit der Bestellung von Roland Teichmann als Nachfolger von Gerhard Schedl an der Spitze des Österreichischen Filminstituts knapp vor Weihnachten wendete sich das Blatt: Moraks Entscheidung wurde begrüßt. Seither seien Gespräche zwischen Morak und der Branche "gut gelaufen", meint Moraks Pressesprecherin Katharina Stourzh. Der Diagonale-Verein hat vergangene Woche den Posten der Festivalleitung für 2005 bis 2007 selbst ausgeschrieben, bei einem Hearing im April soll der beste Kandidat gekürt werden. Für 2005 "gibt es eine Subventionszusage für die Diagonale seitens des Bundes", berichtet Stourzh, die den Neuanfang in der Beziehung zwischen Morak und der Branche als "einen guten Start in die Zukunft" wertet.

Des weiteren soll heuer die bereits lange angedachte Novellierung des Filmförderungsgesetzes angegangen werden. Stourzh: "Die einzelnen Fachverbände sollen ihre Vorschläge einbringen." Stolz ist man im Staatssekretariat auf den seit Jänner in Kraft befindlichen Fernsehfilmförderungsfonds, dotiert mit 7,5 Millionen Euro. "Teile der Rundfunkgebühren stehen ab sofort jährlich zur Verfügung, um Fernsehfilme, Dokus oder auch Serien mitzufinanzieren", so Stourzh. Vor allem die unabhängigen Produzenten sollen davon profitieren. "Es ist nicht so, dass das Geld allein dem ORF zugute kommt." Bis zu 20 Prozent einer TV-Produktion können aus dem Fond bezahlt werden, Antragsteller müssen Projekte also zumindest zu 80 Prozent ausfinanziert haben.

Für Stourzh bringt der neue Budgettopf "fast eine Verdoppelung der Gesamtförderung". Die Bundesmittel für die Filmförderung betragen 2004 nämlich zusätzlich unverändert 9,6 Millionen Euro. MG

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