Die Diagonale will den Austausch

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Was wurde in den vergangenen 20 Jahren, in denen die Diagonale in Graz beheimatet war, nicht schon alles gestritten über österreichische Filme, über Förderpolitik und über Kunst- und Kulturminister? Da gab es scharfe Anfeindungen, Grabenkämpfe innerhalb der Filmbranche, Spaltungen der Verbände, böse Worte gegen Minister und sogar eine Gegen-Diagonale! Lange sind diese Zerwürfnisse her, und doch: So richtig überwunden scheint das alles nicht. Aber die Diagonale kommt ihrer Aufgabe als Netzwerk für das heimische Filmschaffen artig nach. Zum Beispiel in Form des "Diagonale Film Meetings", das heuer am 29. und 30. März im Grazer Hotel Wiesler stattfinden und die Branche vereinen wird, zumindest unter einem Dach.

Das Thema ist streitbar, denn es lautet: "Popularität und Potenzial des österreichischen Films im Inland". Zwar reüssiert der heimische Film seit gut 15 Jahren auf internationalen Festivals und gewann Oscars, Goldene Palmen und Dutzende andere Filmpreise, jedoch ist die Akzeptanz beim heimischen Publikum nach wie vor gering. Trotz des derzeitigen Erfolgs von Josef Haders "Wilde Maus" bleibt die Gewissheit, dass die meisten Filme von solchen Ausnahmen meilenweit entfernt liegen. "Rund zwei Drittel der jährlich in den heimischen Kinos startenden Ö-Filme zählen weniger als 10.000 Besucher/innen, manche davon erreichen wenige tausend - und das trotz aufwendiger Vermarktung oder beachtlicher Festivalerfolge", sagt Dominik Tschütscher, der das Grazer Film Meeting konzipiert hat. "Mit 5,3 Prozent im Jahr 2015 liegt der Marktanteil österreichischer Filme mittlerweile deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre, aber im Europavergleich weiterhin im unteren Drittel".

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Veranstaltung in Graz will nicht nur aufzeigen, was im Argen liegt, sondern sieht sich auch als Impulsgeber: Mit Inputs, Präsentationen, Case-Studies und Diskussionsrunden will man die Probleme offen ansprechen, zu Beginn am 29. März spricht Kulturminister Thomas Drozda, wie er sich Filmpolitik vorstellt. Danach geben sich die Granden des Austrofilms die Mikros in die Hand: Von Produzent Helmut Grasser über Barbara Fränzen, die Leiterin der BKA-Filmabteilung, von ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner über Arthaus-Verleiher Michael Stejskal bis zu ORF-Fernsehspielchef Heinrich Mis sind alle wichtigen Protagonisten der Szene am Podium. Es wäre zu viel verlangt, zu sagen, die Filmwelt sähe danach anders aus, aber Reden war schon immer ein gutes Mittel zur Konfliktbeseitigung. Die Diagonale wird damit einer ihrer Kernaufgaben wieder mehr als gerecht.

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