Diagonale - © Foto: © Diagonale/Niko Havranek

Diagonale: Widerstand im Streamingland

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Die Diagonale kann erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder stattfinden. Von 8. bis 13. Juli gibt das heimische Filmschaffen ein kräftiges Lebenszeichen. Aber auf lange Sicht schrillen die Alarmglocken.

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Die Diagonale kann erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder stattfinden. Von 8. bis 13. Juli gibt das heimische Filmschaffen ein kräftiges Lebenszeichen. Aber auf lange Sicht schrillen die Alarmglocken.

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So richtig glauben kann man es noch nicht, dass jetzt überall wieder die Kinos aufsperren. Gerade noch hangelte sich die Öffentlichkeit von einem desaströsen Inzidenz-Wert zum nächsten, da scheint das Virus vorerst einmal auf Sommerpause zu gehen. Und die Bedrohten kommen wieder aus ihrem Unterschlupf.

Das Kino hat wie kaum eine andere Kulturform unter der Pandemie gelitten, denn erstens stand man wegen der Sperre der Innenräume vor den Scherben des eigenen Geschäftskonzepts. Und zweitens ist ein geöffnetes Kino in Österreich nur so gut wie die Filme, die in ihm gezeigt werden. Wenn aber Deutschland und die USA ebenfalls geschlossen halten, dann gibt es keine internationalen Filmstarts mehr, weil diese längst weltweit akkordiert sind.

Das ist auch der Grund, weshalb hierzulande die Cineplexx-Gruppe, der Marktführer bei den Kinos, mit rund 70 Prozent Marktanteil und 31 Standorten, ihre Multiplexe erst wieder am 18. Juni aufsperren, anders als die Programmkinos, die schon seit 19. Mai offenhalten. „Es hat sich gezeigt, dass die internationalen Öffnungen doch schneller voranschreiten“, sagt Cineplexx-Chef Christian Langhammer. „In Großbritannien und Frankreich konnten letzte Woche gleich ab Wiedereröffnung starke Besucherzahlen erzielt werden“. Die Hoffnung: dass der Einsatz lange aufgeschobener Blockbuster wie „A Quiet Place 2“, „Fast & Furious 9“, „Kaiserschmarrndrama“ oder „Black Widow“ nun für einen Run auf die Multiplexe sorgen.

Eine nachhaltige Veränderung

Das Ganze geht nicht ohne Blessuren vonstatten: „Wir sind natürlich sehr stark vom Einnahmenausfall durch die monatelange Schließung getroffen“, sagt Cineplexx Co-Gesellschafter Christof Papousek. „Das sind Verluste, die definitiv nicht mehr aufzuholen sind. Aber dank der staatlichen Hilfsmaßnahmen, die für das Überleben der Kinos wesentlich waren, konnten wir die Krise so meistern, dass wir alle Standorte wieder aufsperren können“. Das Publikum, das dann kommt, muss natürlich getestet, geimpft oder genesen sein.

Die Pandemie hat die Art, wie wir heute Filme rezipieren, jedoch nachhaltig verändert. Der Zustrom zu den Streaming-Plattformen, von Netflix über Amazon Prime Video bis hin zu Disney+, wird nicht umkehrbar sein, den Kinos sind dadurch definitiv potenzielle Besucher dauerhaft abhanden gekommen; wie hoch die Einbußen sein werden, wird das Kinoprogramm zeigen, das die Leute anlocken soll. Jedoch fahren auch die Studios zweigleisig: Disney brachte nach „Mulan“ oder „Soul“ mit „Cruella“ soeben schon den dritten potenziellen Blockbuster direkt und gegen Aufpreis bei seiner hauseigenen Plattform heraus anstatt im Kino. Zwar soll „Cruella“ ab 18. Juni auch im Kino zu sehen sein, aber eben nicht mehr exklusiv. Gut möglich, dass diese Doppelgleisigkeiten dem Kino als Institution mehr zusetzen als die vielen Schließ-Monate während der Pandemie.

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