FalconWintersoldier - © Disney+

Streaming: Wer wird noch ein Kino brauchen?

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Auch klassische Filmstudios wie Disney und Warner fahren zunehmend Onlinestrategien. Disney+ ist seit einem Jahr auf dem Markt, und Warner reüssiert mit dem Channel HBO Max. Wird das Kino den Trend zum Streaming überleben?

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Auch klassische Filmstudios wie Disney und Warner fahren zunehmend Onlinestrategien. Disney+ ist seit einem Jahr auf dem Markt, und Warner reüssiert mit dem Channel HBO Max. Wird das Kino den Trend zum Streaming überleben?

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Wer vergangene Woche den Streamingdienst Disney+ nach Neuheiten durchforstet hat, der ist womöglich bei der neuen Serie „The Falcon and the Winter Soldier“ hängengeblieben, der jüngsten Geburt aus Disneys Content-­Offensive, die im vergangenen Jahr angekündigt wurde.

Mehrere Dutzend Serien der Franchises Star Wars und Marvel waren damals vorgestellt worden, die erste startete bereits: „WandaVision“ entpuppte sich im Februar als erste (und freche) Sitcom aus dem Marvel­-Universum, die neue Serie „The Falcon and the Winter Soldier“ wiederum kommt daher wie ein Hochglanz­-Blockbuster in bester Kinoqualität. Man investiert derzeit massiv in Inhalte, denn das neu gewonnene Publikum muss gehalten werden. Das ist die einzige Chance, auf dem heiß umkämpften Streamingmarkt nicht zurückzubleiben.

Disney profitiert gerade besonders von der Pandemie, wenn es um den hauseigenen Streamingdienst geht: Disney+, genau vor einem Jahr gestartet , zählte zu Ende des Jahres 2020 rund 95 Millionen Abonnenten, inzwischen dürfte die 100-­Millionen­-Marke geknackt sein. Konkurrent Netflix hat schon doppelt so viele zahlende Kunden, jedoch sind die 203 Millionen User über zehn Jahre zusammengekommen. Das Wachstum war weitaus kleiner als bei Disney+.

Disneys neue Cash-Cow

Der Grund für den Boom ist logisch: Während Disney Milliardenverluste bei seinen pandemiebedingt geschlossenen Vergnügungsparks einfährt, ist das Heimkinogeschäft ein wahrer Goldesel: Solange die Kinos überwiegend geschlossen sind, erleben die Streamingportale gro ßen Zustrom, vor allem, seit auch die Hollywood-Studios dazu übergegangen sind, das Kino nicht mehr als das Heiligtum der Filmverwertungskette zu sehen. Logisch, denn die Filmware kann nicht ewig auf Halde liegen und darauf warten, dass die Kinos wieder aufsperren dürfen.

Bei Disney ist die Strategie ganz offensichtlich zweigleisig: Einerseits wird eine Unzahl von Serien und Filmen allein für das Onlinegeschäft produziert, darunter auch exklusive Titel aus den genannten Franchises, die weltweit Milliarden Fans haben. Andererseits werden derzeit Kinotitel mit viel Prestige auf ihren ausschließlichen oder mit dem Kino gleichzeitigen Einsatz auf Disney+ vorbereitet.

Konkurrent Warner hatte damit begonnen: die eigenen Filme direkt auf dem Warner­Channel HBO Max zu veröffentlichen, darunter auch der oftmals verschobene Blockbuster „Wonder Woman 1984“, der hierzulande derzeit im Programm von Sky zu sehen ist. Die Kinobetreiber, die solche Filme für volle Säle brauchen, fühlten sich überrumpelt. Doch Warner blieb hart und kündigte im Vorjahr an, sämtliche Filme künftig direkt auf HBO Max zu veröffentlichen, zusätzlich zum zeitgleichen Kinostart, wo dies möglich ist.

Die Empörung war groß, aber die Entwicklung scheint unaufhaltsam: Auch Disney verlautbarte schnell den Einsatz eigener Kinofilme ausschließlich online. Gute Erfahrungen damit hatte man im Vorjahr schon mit „Mulan“ gemacht, der zum Aufpreis auch von Disney+-­Kunden gesehen werden konnte. Dasselbe wiederholt hat man Anfang März mit „Raya und der letzte Drache“, den man für 21,99 Euro Zusatzgebühr freischalten kann. Vermeintlich eine hohe Summe, dafür kann der Film dann so oft und von so vielen Haushaltsmitgliedern (und Gästen) gesehen werden wie gewünscht. Im Kino bekäme man dafür gerade einmal zwei Tickets.

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