Wie der Film zu Geld kommt

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Hierzulande gibt es für den Film kaum Sponsoren: Wie anderswo in Europa ist daher die öffentliche Hand gefragt. Ein kurzer Überblick über Filmförderungen in Österreich.

Wer schon einmal die Mühen auf sich genommen hat, einen Film zu drehen, der weiß, mit welch Aufwand die Angelegenheit verbunden ist. Schauspieler, Crew, Ausstattung, Kamera und Filmmaterial, Komparsen, Musik, oder Nachbearbeitung kosten Geld - und genau darum braucht die Herstellung eines abendfüllenden Spiel- oder Dokumentarfilms nicht selten zwei bis drei Jahre.

In Österreich würde es ohne die Förderung von Filmen defacto keine Filmbranche geben. Kein einziges Projekt der letzten Jahre, das künstlerisch oder kommerziell erfolgreich war, hätte es auf die Leinwände geschafft. Ein Faktum, das sich dadurch erklären lässt, dass sich private Investoren für Filmprojekte einfach nicht finden lassen. Daher etablierte sich hierzulande in den letzten Jahrzehnten eine verzweigte Filmförderungs-Landschaft. Europaweit ist die Situation ähnlich: Der europäische Film wird nach wie vor eher als Kunst begriffen denn als Ware.

43 Millionen Euro

Zwischen 700 und 1400 Personen umfasst die heimische Filmbranche (1900 Gewerbeanmeldungen) derzeit und schafft einen jährlichen Umsatz von rund 145 Millionen Euro. Viele der Produktionen sind Werbe- oder Wirtschaftsfilme, ein Gutteil ist aber von öffentlichen Geldern abhängig.

Für 2003 lässt sich die Gesamtsumme alle zur Verfügung gestellten Mittel von Bundes- und Länderförderungen mit rund 43,4 Millionen Euro beziffern. Ein Großteil davon, nämlich 32,7 Millionen, flossen direkt in die Entwicklung, Herstellung und Verwertung österreichischer Filme, die restlichen 11,1 Millionen Euro kamen Vereinen und Filminstitutionen zugute.

Wer ein Filmprojekt plant, hat verschiedene Möglichkeiten, sich dafür um Geld anzustellen. Das Österreichische Filminstitut (öfi, www.filminstitut.at) ist zumeist die erste Anlaufstelle. öfi-Chef Roland Teichmann möchte die Institution allerdings nicht als "Bankomat, bei dem man sich anstellt und Geld herauszieht" verstanden wissen. Insgesamt 9,6 Millionen Euro stehen Teichmann zur Förderung zur Verfügung, ein Betrag, der vom Bund bezahlt wird, allerdings seit 2002 nicht mehr erhöht wurde. Eine Auswahlkommission nimmt sich der Einreichungen an, vergeben werden Förderungen für Stoff- und Projektentwicklung, Herstellung und Verwertung sowie Weiterbildung. Die so genannte Referenzfilmförderung erhalten jene Produzenten, die bereits einen erfolgreichen Film gedreht haben. Das Referenzgeld ist für neue Projekte dieser Produzenten gedacht und kann mehr oder weniger "frei" dafür verwendet werden.

Der Filmfonds Wien (ffw, www.filmfonds-wien.at), geleitet von Peter Zawrel, hat sich zum Ziel gemacht, "Wien als Film- und Medienstandort sowie als Drehscheibe des internationalen Filmschaffens zu stärken und auszubauen sowie die kulturelle Vielfalt Europas zu erhalten". Jährlich stehen der Institution rund acht Millionen Euro zur Verfügung, die von der Stadt Wien finanziert werden. Damit ist der ffw der zweitgrößte Fördertopf des Landes. Die meisten Spielfilm-Projekte werden sowohl beim öfi als auch beim ffw eingereicht, was sich auch logistisch einfach gestaltet, weil beide im selben Gebäude, im Wiener Filmhaus am Spittelberg, untergebracht sind. Auffallend ist, dass der ffw in den letzten Jahren vermehrt internationale Koproduktionen unterstützt hat, 2003 waren allein 40 Prozent der geförderten Projekte internationale Gemeinschaftsproduktionen, darunter neun aus Deutschland und fünf aus Frankreich.

Besonders für Nachwuchs- und Avantgarde-Filmer ist die Filmförderung des Bundeskanzleramts (bka, www.art.austria.gv.at) gedacht. Experimental-, Animations-, Dokumentar- und (Kurz-) Spielfilme werden unterstützt, wenn sie einen nicht kommerziellen Charakter haben. Während Landesförderungen wie die des ffw auch auf einen Umwegeffekt der eingereichten Projekte achten müssen (sei es touristischer oder wirtschaftlicher Natur), so steht im bka die Förderung von Kunst an erster Stelle. Auch einzelne Künstler durch die regelmäßige Vergabe von Preisen wie dem Förderungs- und Würdigungspreis oder dem Staatspreis für Filmkunst. In Wien gibt es darüber hinaus noch die Filmförderung der Kulturabteilung der Stadt Wien (www.wien.gv. at/ma07/film.htm). Auch hier stehen Künstler oder Kulturvereine im Mittelpunkt der Fördertätigkeit.

Brasilien aus Tirol

Abseits der Förderungsmöglichkeiten in der Bundeshauptstadt haben sich in den letzten Jahren auch etliche Landesförderungen etabliert. Allen voran ist die Cine Tirol (www.cinetirol.com) zu nennen, die seit Jahren auf einer hochprofessionellen Ebene auch Imagewerbung für die Naturschönheiten Tirols betreibt. Cine Tirol unterstützt Projekte nicht nur mit Geld, sondern ist auch bei der Locationsuche und Betreuung des Filmteams während der Dreharbeiten behilflich. Neben zahlreichen österreichischen oder deutschen Produktionen holte Cine Tirol bereits mehrmals indische und zuletzt gar eine brasilianische Produktion ins Bergland. Die Brasilianer nutzen den Drehort als Hintergrund für einige Folgen einer Telenovela.

Kleinere Filmförderungen stehen aber auch in den Bundesländern Kärnten (Cine Carinthia) und Oberösterreich (oö Filmbüro), Salzburg oder Burgenland zur Verfügung. Etwas größer hingegen die Fördertöpfe des Landes Niederösterreich (www.noel.gv.at): Das Kulturamt vergibt nicht nur Herstellungs-Beiträge und Entwicklungs-Gelder, sondern auch Preise und Auszeichnungen. Gefragt sind in erster Linie künstlerische Projekte, wobei ein Niederösterreich-Bezug grundsätzlich erwünscht ist.

Neue und etablierte Modelle

Neu gegründet wurde erst im Vorjahr die Cine Styria in Graz, die von Mitteln des Landes Steiermark gespeist wird. Cine Styria-Chef Enrico Jakob sieht sich als "Film-Botschafter", der "keine Trennlinie zwischen Kunst und Kommerz ziehen will". Der Ansatz ähnelt dem der Cine Tirol: Gefördert werden Filme mit Steiermark-Bezug, aber auch bei der Drehortsuche und -vermittlung ist man behilflich. Der Trend bei den Landesförderungen in Österreich geht generell in Richtung "Full-Service-Agentur". Eine zentrale Anlaufstelle, bei der alle relevanten Fragen gelöst werden können. Die Cine Styria macht dieses Modell bereits vor.

Besonders wichtig für die heimische Filmindustrie sind die Zuwendungen des orf, die im Rahmen des Film-Fernseh-Abkommens vergeben werden. Diese Mittel machen den orf quasi zum Koproduzenten und sichern ihm die Ausstrahlungsrechte der geförderten Kinofilme. Speziell auf den Fernsehfilm zugeschnitten ist der 7,5 Millionen Euro schwere Fördertopf der rtr (Rundfunk und Telekomregulierungsbehörde, www.rtr. at). Ziel ist es, die Qualität bei Fernsehspielen und Serien zu heben. Zuschüsse werden bis zu einer Höhe von 20 Prozent des Gesamtbudgets gewährt. Mittel für Filme gibt es aber auch von der eu: Über das öfi können Gelder des europäischen Koproduktions-Programms "Eurimages" beantragt werden, im Büro von Media Desk (www.mediadesk.at) werden Antragsteller für eu-Einreichungen ausführlich beraten.

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