Schon wieder ein Wunder

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Mit "Revanche" ist wieder ein österreichischer Film für den Oscar nominiert. Angesichts der heimischen Film-Budgets ist das mehr als bemerkenswert.

Jetzt ist sie da, die zweite Oscarnominierung für einen österreichischen Film in Folge. Götz Spielmann wird mit seinem Drama "Revanche" am 22. Februar in Los Angeles in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" um den Goldmann mitzittern. Derweil scheint aber auch ein Jahr nach dem Oscar für Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama "Die Fälscher" niemand so recht vorbereitet auf die dank des jahrelangen künstlerischen Höhenflugs erwartbaren Erfolge des österreichischen Films.

Das Publikum weiß kaum, dass es hierzulande hervorragende Filme wie "Revanche" gibt: Gerade einmal 15.000 Zuschauer kamen in die Kinos, als der nun nominierte Film im April 2008 anlief. Der Verleih Filmladen will jetzt den Oscar-Jubel als Gratis-PR nutzen und bringt "Revanche" am Freitag erneut ins Kino, obwohl der Film auch schon als DVD zu haben ist. Der Boulevard beschloss, das kraftvolle Drama "Revanche" zum Sex- und Aufregerfilm zu stilisieren (Motto: "So heiß ist unser Oscarfilm"), nur weil es im Film einige Szenen in einem Bordell gibt. Der ORF reagierte prompt mit einem Götz Spielmann-Schwerpunkt und zeigt drei seiner Filme. Und Kultur- ministerin Claudia Schmied war von der Oscarnominierung so überrascht, dass sie in einer Aussendung zunächst Herrn "Götz Kaufmann" gratulierte, was sie aber umgehend korrigierte. Das alles illustriert, dass das Bewusstsein für den österreichischen Film im eigenen Land nach wie vor schwächelt, aller internationalen Erfolge zum Trotz. "Ich hoffe, dass die Nominierung für, Revanche' positive Auswirkungen auf die Filmförderpolitik hat", sagt Götz Spielmann. Ähnlich wie Stefan Ruzowitzky vor einem Jahr, nach dessen Oscarerfolg viele Ankündigungen von politischer Seite erfolgten.

Film ist teuer

Immerhin hat Ministerin Schmied das Budget des Österreichischen Filminstituts (eine der Förderinstitutionen für Kinofilme) seit Beginn ihrer Amtszeit von 9,6 Millionen auf 15,5 Millionen Euro jährlich angehoben, die sogenannte "kleine Filmförderung" wurde von einer auf zwei Millionen pro Jahr verdoppelt. Und auch ORF-Marketingleiter Pius Strobl teilte mit, dass ihm Filmfinanzierung ein großes Anliegen sei: "Wir haben langfristig und richtig investiert. Wir sind maßgeblich an allen derzeit im Kino erfolgreichen Produktionen beteiligt, jeder Film ist ein Beweis, wie zukunftsweisend das Film-Fernsehabkommen ist". Das Problem: Film gilt als teuerste Kunstform. In Frankreich, Europas Filmnation Nummer eins, entstehen Erstlingsfilme mit Budgets zwischen drei und fünf Millionen Euro. In Österreich standen etwa für den Filmerfolg "In 3 Tagen bist du tot" des etablierten Regisseurs Andreas Prochaska gerade 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. Die österreichischen Bundestheater erhielten in der Saison 2006/07 insgesamt 133,6 Millionen vom Kulturministerium, also etwa neun Mal so viel wie das Österreichische Filminstitut. 2007 wurden für den Film rund 20,7 Millionen Euro aufgewendet, im Bereich Musik und Darstellende Kunst (ohne Bundestheater) aber rund 41 Millionen. Die Branche spricht selbst vom "österreichischen Filmwunder". "Es ist erstaunlich, dass ein kleines Filmland wie Österreich, in dem pro Jahr nur wenige Spielfilme gedreht werden können, einen so hohen künstlerischen Output liefert", meint Götz Spielmann. Darin liegt das eigentliche Wunder. (Matthias Greuling)

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