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Wiens filmischer Frühling

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Die Hauptversammlung wird vom 1. bis zum 9. April im Gartenbau-Kino abrollen, wo nach der Festpremiere (Amici miei, das letzte Werk des verstorbenen Pietro Ger-mi, das dann von Mario Monicelli vollendet wurde) nach dem 2. April täglich in drei Vorstellungen (14.30, 17.00 und 20.00) insgesamt 24 Hauptfilme aus 15 Ländern aller Kontinente geboten werden; hdebei sind die Informationsvorführungen um 14.30 jeweils frei zugänglich, für alle übrigen Vorstellungen läuft der öffentliche Verkauf an den Kassen des Gartenbau-Kinos, wobei Jugendliche, Studenten und Bundesfaeer-angehörige nur den halben Preis zahlen.

Etliche Filme haben bereits einen beachtlichen internationalen Ruf, so etwa „Legacy“ (USA) von Karen Arthur, „Quartalsbilanz“ (Polen) von Krystof Zanussi, „Dersu Uzala“ (UdSSR) von dem berühmten Japaner Akira Kurosawa, „In der Fremde“ (Iran) von Söhrab Shadid Sa-less, „Angst vor der Angst“ (BRD)

von Rainer Werner Fassbinder, „Black Moon“ (Frankreich) von Louis Malle, „Nashville“ (USA) von Robert Altmann, „Numero deux“ (Frankreich) von Jean-Luc Godard, und — last but not least — Ingmar Bergmans Fassung von Mozarts „Zauberflöte“, von der sich die „Viennale“ einen glanzvollen Abschluß erhofft. Daneben werden auch einige filmische Entwicklungsländer, wie Senegal oder Australien, mit erstaunlichen Produktionen vertreten sein.

Nationale Schwerpunkte liegen heuer auf Schweden und Frankreich, thematische auf Filmen um Frauenprobleme. Alle Streifen werden in Originalfassung mit Untertiteln oder Kopfhörerübersetzung gezeigt.

Die große Retrospektive wird, wie alljährlich, vom österreichischen Filmmuseum in der Albertina durchgeführt, und heuer dem auch im Hauptprogramm vertretenen Akira Kurosawa, dem berühmtesten Regisseur Japans, gewidmet sein. Bekanntlich war es dieser Künstler, der 1951 mit dem Sensationserfolg von „Rashomon“ auf dem Filmfestival von Venedig der Produktion seines Landes das Tor in die Welt erst richtig öffnete. Alle 25 Filme dieses Regisseurs werden in der größten Kurosawa-Schau, die es bisher gab, zu sehen sein, davon die meisten in österreichischer Erstaufführung. Das Programm in der Albertina wird wochentags in zwei Vorstellungen (18.30 und 21.00), Samstag und Sonntag in drei Vorstellungen (16.00 zusätzlich) abrollen und vom 1. bis zum 14. April laufen.

Als neuen Schauplatz hat die „Viennale“ heuer die Kammerlichtspiele auf dem Schwarzenbergplatz dazugewonnen. Dort werden vereinzelte Filme aus dem Programm des Gartenbau-Kinos zu sehen sein, vor allem solche, deren Regisseure sich in Wien der Diskussion stellen wollen. Danehen werden in den „Tagen des österreichischen Films“ die Streifen „Jesus von Ottakring“ von Wilhelm Pellert und „Totstellen“ von Axel Corti gezeigt; dieser letztere Film wurde soeben mit dem erst-

mals für 1975 verliehenen „Großen österreichischen Staatspreis für Filmkunst“ ausgezeichnet. Und schließlich präsentiert die „Vien-nale“ in den Kammerlichtspielen zwischen dem 9. und dem 13. April noch eine Retrospektive mit 14 Filmen des heute nahezu vergessenen, aber im Schaffen seiner Zeit wichtigen deutschen Vorkriegsregisseurs Werner Hochbaum.

Das Französische Kulturinstitut leistet auch heuer seinen Beitrag zur Viennale. Im Studio Moliere (ehemals Flieger-Kino) ist ein interessanter Querschnitt durch das Opus des französischen Altmeisters Jean Delannoy zu sehen, der sich terminmäßig bis Mitte Mai erstreckt. Aus dem reichen Schaffen des Franzosen wurden neun Filme ausgewählt, darunter „La Symphonie pastorale“ (nach Andre Gide), „Der ewige Bann“ (nach Jean Cocteau) und „Les jeux sont faits“ (nach Jean-Paul Sartre). Schmerzlich vermißt man hingegen Delannoys wohl großartigsten Film „Gott braucht Menschen“ (nach Henri Queffelec).

Während der Filmfreund in Wien sonst oft auf schmale Kost gesetzt ist, hat er in den nächsten Tagen reichlich Gelegenheit, Filmkunst zu konsumieren und wird sich wohl einen gezielten Terminplan zurechtlegen müssen, um aus der Überfülle des Gebotenen das Beste auswählen zu können.

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