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Produktion und -Absatz religiöser Pilme

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Namens der österreichischen Filmindustrie begrüße ich die V. Internationale Festwoche des religiösen Films, die erfreulicherweise wieder in Wien stattfindet. Ich wünsche den Veranstaltern besten Erfolg für diese Filmwoche und ich wünsche vor allem den einzelnen Firmen stärksten Publikumserfolg.

Die Gelegenheit, anläßlich der religiösen Filmwoche eine Begrüßungsadresse an die Teilnehmer rieb‘■■'n zu dürfen, möchte ich allerdings nützen, um von Seiten der österreichischen Filmindustrie zum religiösen Film im besonderen und zum guten Film im allgemeinen kurz Stellung zu nehmen.

Es ist jedem Filmproduzenten und jedem Verleiher in Oesterreich bekannt, daß sich der österreichische Film nur sehr selten des uneingeschränkten Wohlwollens der Kritik in der Presse und vor allem der Begutachtung durch die Katholische Filmkommission erfreuen kann. Weit weniger bekannt aber ist anderseits den Beurteilern und den Kritikern an unserer Filmproduktion, daß jeder Produzent bemüht ist, einen Film herzustellen, der möglichst gut, also qualitativ hochwertig ist und trotzdem ein Geschäft verspricht: gleiches» gilt für die Filmver- j leihen die ebenfalls" bestrebt Sind,'"möglichst gute filme zu möglichst günstigen Bedingungen abzusetzen.

Die österreichische Filmproduktion ist — und das darf doch wohl als bekannt vorausgesetzt werden — finanziell wesentlich vom deutschen Markt abhängig. Die Zusammenarbeit mit Westdeutschland stellt ja praktisch die einzige Möglichkeit dar, eine österreichische Filmproduktion überhaupt in diesem Ausmaß aufrechtzuerhalten. Daß wir Oesterreicher aber möglichst viel produzieren wollen, um unsere Ateliers und, unsere Filmschaffenden zu beschäftigen und, wie viele andere Wirtschaftssparten, ebenfalls zur Erhöhung des Exports und damit der daraus resultierenden Einnahmen beitragen wollen, liegt auf der Hand; daß wir außerdem mit unseren Filmen, die sehr viele Landschaftsaufnahmen beinhalten, auch sehr fremdenverkehrsfördernd wirken, ist bekannt. Die Zusammenarbeit mit den ausländischen Käufern bedingt anderseits auch, daß man sich größtenteils nach den Wünschen dieser Käufer richten muß, und so kommt es, daß Oesterreich in den Jahren nach 1945 zwar bereits mehr als ein Vierteltausend Spielfilme hergestellt hat, aber nicht immer die Anerkennung künstlerisch denkender Kritiker fand.

Der Erfolg österreichischer Filme im gesamten Ausland war in den letzten Jahren erfreulicherweise enorm. Man konnte dem österreichischen Film, im Gegensatz zu vielen ausländischen Produkten, auch nie vorwerfen, daß er unmoralisch sei oder gegen religiöse Grundsätze verstoße. Insoweit hat sich Oesterreichs Filmproduktion immer bemüht, den Kinobesuchern Freude, Entspannung in sauberer Art zu bringen.

Religiöse Spielfilme hierzulande zu produzieren, scheint fast unmöglich, weil die Absatz- möglichkeiten viel zu gering sind. Bewährt hat sich hingegen die erfreulicherweise für ein .so kleines Filmland wie Oesterreich starke Produktion von kurzen Kulturfilmen, die auf religiöser Thematik basieren, und da hat Oesterreich nicht nur im eigenen Land, sondern auch im Ausland manchen Erfolg aufzuweisen gehabt.

Ein offenes Wort sei mir zum Abschluß noch im Hinblick auf den Absatz religiöser Filme gestattet. Das Publikum wünscht seine Lieblingsstars zu sehen, es wünscht sich schwerelos zu unterhalten und es wird den ernsten, problematischen und auch den religiösen Film nur dann suchen, wenn es besonders angesprochen wird. Manche Verleiher haben sich bemüht, religiöse Filme nach Oesterreich zu bringen, und manche dieser Filme waren auch geschäftlich halbwegs tragbar; das heißt, sie haben die zugesicherte Garantie an den ausländischen Produzenten hereingebracht. Manche andere aber haben nicht einmal die Kopienkosten eingespielt, und hier darf ich an dieser Stelle an die interessierten Organisationen appellieren, alles zu tun, um den Interessentenkreis an Filmen dieser Art zu vergrößern.

•..Wir sind überzeugt davon, daß in der Festwoche des religiösen Films einige Spielfilme und auch Kulturfilme gezeigt werden, die es wirklich verdienen, an das breiteste Kinopublikum herangebracht zu werden, und es wird sich jeder Filmwirtschaftler in Oesterreich bemühen, einen solchen Film zu verleihen oder in seinem Kino zu zeigen, wenn er nur halbwegs die Hoffnung hat, damit die Selbstkosten zu decken. Dies war leider, wie viele Beispiele in den letzten Jahren zeigten, nur selten der Fall.

Da die Filmwirtschaft in Oesterreich, im Gegensatz zu anderen Ländern — in erster Linie Frankreich und Italien, die auf dem Gebiet des religiösen Films an erster Stelle stehen —, keinerlei staatliche Unterstützung oder Förderung erhält, sondern sogar eine der hauptbesteuerten Wirtschaftsgruppen darstellt, kann sie sich nur leisten, wie bereits gesagt, Filme, die dem Publikumsgeschmack im allgemeinen entsprechen, herzustellen bzw. zu verleihen.

Wir wollen gerne gemeinsam arbeiten und dafür sorgen, daß der Film immer besser wird und möglichst breite Kreise des Publikums erfaßt. Wir wollen auch gemeinsam der V, Internationalen Festwoche des religiösen Films wünschen, daß sie dazu beiträgt, auch den religiösen Film möglichst populär zu machen.

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