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Glasmacher seit zehn Generationen

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Im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum sind Schätze der Riedel-Glashütte aus zwei Jahrhunderten zu sehen.

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Im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum sind Schätze der Riedel-Glashütte aus zwei Jahrhunderten zu sehen.

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Was der Besucher dort bis 2. Oktober in den mit schwarzem Samt ausgelegten Vitrinen zu sehen bekommt, ist wahrlich eine „Symphonie aus Glas“, sind Schätze aus zwei Jahrhunderten, teils von unübertrefflicher Eleganz und Transparenz. Die rund 400 Exponate zeugen von den unternehmerischen wie gestalterischen Fähigkeiten der ältesten Glasmacherfamilie der Welt. Die Geschichte der Familie Riedel, die heute die Glashütte in Kufstein in Tirol betreibt, ist auch Geschichte von mehr als 200 Jahren böhmischer Glaskunst. Die Ausstellungsstücke stammen zum größten Teil aus dem Gablonzer Museum für Glas und Bijouterie, dem Prager Kunstgewerbemuseum, dem Nordböhmischen Museum Rei chenberg, aber auch aus dem Glasmuseum Passau und dem Riedelschen Familienbesitz.

Der Weg durch die Ausstellung ist zugleich ein Lehrpfad durch die europäische Kunst- und Kulturgeschichte. Sind die Objekte aus dem frühen 18. Jahrhundert noch von den Formen der lokalen Volkskunst inspiriert, weisen die einige Generationen später im Stil von Rokoko und Biedermeier verzierten Gläser bereits hohe künstlerische Raffinesse auf. Jugendstil und Art deco fanden in Form und Dekor ebenso ihren Niederschlag wie die Sachlichkeit unserer Epoche, die im superfeinen „Service Sommeliers“ ihren weltweit anerkannten Höhepunkt erreichte. In den letzten 34 Jahren wurden Riedel-Gläser mit insgesamt 28 Preisen und Auszeichnungen bedacht.

Einige Vertreter der zehn Riedel-Generationen gingen auch in die Literatur ein.

Der tragische Tod des Ahnherrn Johann Christoph Riedel aus Böhmisch Leipa soll Friedrich Schiller zur Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ inspiriert haben und der russische Schriftsteller Lew Kopelew widmete Walter Riedel, dem Vater des jetzigen Firmenchefs Claus Josef Riedel, mehrere Seiten in seinem Er- mnerungsbuch „Tröste meine Trauer“. In einem Brief anläßlich der Ausstellungseröffnung in Innsbruck schreibt Kopelew über die Begegnung in einem sowjetischen Sondergefängnis: „Walter Riedel und sein Kollege Fritz Bayer waren die ersten leibhaftigen Kapitalisten, die ich kennenlemte, und Walter Riedel hat sehr bald nicht nur meine höchste Achtung, sondern auch herzliche Zuneigung gewonnen …“.

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