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Tanze und Musik aus Jugoslawien

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Hinter diesem Ensemble von 40 Tänzern : die in ihren Originaltrachten aus allen Teilen Jugoslawiens und mit eigenen Volksmusikinstrumenten auf ein Gastspiel nach Wien gekommen waren, steht eine mächtige Volkstanzbewegung mit rund 2000 Gruppen und 50.000 Laientänzern. Von diesen werden in alljährlichen nationalen Wettkämpfen, die besten ausgewählt, zu Eliteensembles zusammengeschlossen und von tüchtigen Choreographen ausgebildet. Diese Tanzgruppen hatten auf Tourneen durch die Schweiz, Frankreich und Belgien die lebhaftesten Erfolge und eine von ihnen; die mazedonische, errang im vergangenen Jahr sogar den ersten internationalen Volkstanzpreis von Wales und gastierte wochenlang in England. Uber diese Erfolge wird sich niemand wundern, der die Darbietungen der jugoslawischen Tanzgruppe im Großen Konzerthaussaal gesehen hat. Zunächst fesselt die Schönheit der Tänzer: der großen dunklen Männer und der — fast ebenso stattlichen — meist hellhäutigen und . graziösen Tänzerinnen. Die märchenhaft schönen, bunten und zugleich strengen Trachten bieten dem Auge Bilder von ungewohnter Eindruckskraft, vor denen manche- Meisterinszenierung verblaßt. Den tiefsten Eindruck aber machen Schönheit, Anmut, Strenge und Adel der Bewegungen, deren Grundformen, zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert entstanden sind. Daß sich diese Tänze bis auf den heutigen Tag erhalten haben, will wie ein Wunder erscheinen. Durch eine neun Bäride umfassende Aufzeichnung wurden sie zumindest „sichergestellt“. Aber sie scheinen'' auch im Volk noch zu leben.

Lediglich die Trachten und -Tänze aus den kornreichen Bauernländern Batschka und Banat zeigen noch einige mitteleuropäische Elemente. Sehr fremdartig wirken bereits die serbischen und montenegrinischen Kampf- und Männertänze mit ihren strengen Reihen, die von uniformartigen Trachten in Schwarz und Gold gebildet werden. Den größten Gegensatz zu diesen bilden die anmutig-weichen, an das Raffinement der Impressionisten erinnernden Melodien und Bewegungen der Mazedonier , aus der Skopska Crna Gora. Von der Insel, Krk wurde ein streng stilisierter Altrfiänner-tanz gezeigt, dessen Musik orientalische Einflüsse erkennen läßt. Würdevoll sind Haltung und Gesten der' Männer'und Frauen' aus der mittelalterlichen Stadt Prizren im Süden Serbiens. Die Trachten der Frauen in: • Gold, Purpur, Hellblau und Rosa, desgleichen die türkischen Hosen erinnern an die Geschichte dieser Stadt. Ein „stummer Kolo“ aus Glamoc in Bosnien hat eine eigenartige faszinierende Begleitung: das dumpfe rhythmische Aufsdilagen der Schritte und das1 Klirren des metallenen Schmuckes. Durch besondere Farbenpracht und kostbare Stickereien zeichnen sich die Trachten 'der Frauen au* dem Saveland aus. Alle diese Tänze wurden nicht nur stilecht, sondern auch mit Virtuosität ausgeführt, so daß der ungewöhnliche Erfolg, den die jugoslawische Tanzgruppe beim Wiener Publikum hatte, wohlverdient war.

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