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Tapisserien aus Brabant

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Die Flamen und Holländer betonen den Namen Brabant auf der ersten Silbe, die Klassiker und Richard Wagner auf der zweiten. In dieser Provinz rings um Brüssel blieben die Erinnerungen an die historischen Beziehungen zu Österreich lebendig: Brabant stellte dem Kaiser tüchtige Soldaten; im Fürsten von Ligne personifizierte sich die geistige Verbindung Brüssel-Wien, und anderseits kann sich die belgische Hauptstadt rühmen, eines der interessantesten Werke der neueren österreichischen Kunst zu besitzen: das Palais Stoclet von Josef Hoffmann.

Brabant und Niederösterreich haben gute Freundschaft geschlossen, und so zeigen die Belgier im Niederösterreichischen Landesmuseum die hübsche Ausstellung „Kunsthandwerk aus Brabant“. Man sieht apart gewebte Wollstoffe der Brabanter „Hetzendorferinnen“; der Emailleur Kurt L e w y ist mit kleinformatigen, dekorativen Arbeiten vertreten; manche wirken wie Ausschnitte aus sommerlichen Bildern Gustav Mackes; bunte Keramikreliefs erinnern an die fröhliche Bauernwelt Felix Timmermanns', dies ist aber auch der einzige folkloristische Akzent; das Kunsthandwerk Brabants orientiert sich nach internationalen Linien. A. de V i n c k besticht durch die raffinierte Einfachheit seiner Tischlampe: blaues Email für blaue Stunden. Ein glattes versilbertes Metallservice hätte Adolf L o o s zu einem Aufsatz angeregt. Von der Drehscheibe Aline Ncvei schnurrten hübsche Büchslein für die Küche, fein säuberlich bezeichnet: The, Anis, Beurre ...

Vor allem aber erlebte die traditionsreiche Kunst der Tapisserie neuen Aufschwung: junge Entwerfer erhalten Aufträge von Regierungsstellen; manches geriet wohl etwas konventionell, um so mehr fällt ein Talent wie Mary Dambier-m o n t auf. „Hutter!“ denkt man unwillkürlich vor diesen gewebten Gartenphantasien, „Lurcati“ könnte man fortsetzen, denn der scharlachrote Tag der feuerstein-farbenen Riesenhähne klingt hier im schwefelig und eisblau leuchtenden, wuchernden Gestrüpp eines Sommernachtstraumes nach. Die ideenreiche junge Dame versetzt der pastoraien Versponnenheit prickelnde Stiche mit den Spitzen zauberisch blühender Disteln.

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