Wiesinger - © Foto: Olga Wiesinger Privatsammlung. Foto: Auktionshaus im Kinsky, Wien

Vom Aufblühen der Moderne

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Das Leopold Museum würdigt die österreichische Landschaftsmalerin Olga Wisinger-Florian mit einer großen Personale. Als eine der ersten Frauen konnte sie sich in diesem Bereich behaupten und Impulse für die Entwicklung der heimischen Malerei setzen.

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Das Leopold Museum würdigt die österreichische Landschaftsmalerin Olga Wisinger-Florian mit einer großen Personale. Als eine der ersten Frauen konnte sie sich in diesem Bereich behaupten und Impulse für die Entwicklung der heimischen Malerei setzen.

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"Wertfrei. Kein Zoll" - als die US-amerikanischen Grenzbeamten 1893 Olga Wisinger-Florians Bilder so bezeichneten, unterlagen sie einem großen Irrtum. Denn auch wenn Gemälde von Frauen zu dieser Zeit nicht viel galten, war Wisinger-Florian eine der ersten, die sich in einer männlichen Domäne behauptete. "Dass eine Frau so etwas malen kann", wunderten sich Zeitgenossen noch. Heute ist unbestritten, dass Wisinger-Florian einen wichtigen Platz in der Kunstgeschichte einnimmt und die österreichische Malerei mit an die Schwelle der Moderne brachte. Eine Personale im Leopold Museum zeigt mit 120 Exponaten nun eindrücklich ihren Werdegang, man möchte sie aus dem Gruppenverband der Stimmungsimpressionisten herausheben und als frühe Vertreterin des modernen Farbexpressionismus präsentieren.

Bereits als Teenager zeigte Wisinger-Florian in Grafiken Talent in der Umsetzung von Details. Vorerst entschloss sie sich für eine Karriere als Konzertpianistin, ein chronisches Handleiden machte dieser ein Ende. Mit 36 Jahren wandte sie sich der Malerei zu und wurde bald Schülerin von Emil Jakob Schindler, dem Vater Alma Mahlers und damaligen Platzhirsch in Sachen poetischer Realismus.

Auch Wisinger-Florian verschrieb sich der Landschaftsmalerei und kreierte einen neuen Bildtypus aus dem Zusammenspiel zwischen Landschaft und Stillleben. Biedermeierlich geprägte Genrebildern blieben nur eine Episode. Doch obwohl sie, so Wisinger-Florian, von Schindler gelernt habe, "wie man Luft malt", wie man lebendige, lichterfüllte Atmosphäre kreiert, gingen die beiden Künstler bald getrennte Wege. Die Konkurrenzsituation war zu groß.


Raum-und Farbexperimente

Was folgte, war ein opulenter Zyklus, der sowohl Höhe-als auch Wendepunkt in Wisinger-Florians Schaffen darstellt: Die zwölf Monatsbilder - erst kürzlich wieder vereint, indem man den "Blühenden Bauerngarten" Juni und Juli zuordnete -sind ein letztes Zeugnis Schindlerscher Prägung. Nun wandte sich Wisinger-Florian von Ateliermalerei und kunstvollen Arrangements ab und dem Arbeiten in freier Natur zu, Blumen und Landschaften blieben ihr zentrales Motiv. Neue Betrachtungswinkel und Fokussierungen waren essentiell, das Œuvre wurde spektakulärer und intensiver in der Farbigkeit. So genau sie im Detail arbeitete, die rahmende Umgebung war durch malerische Offenheit geprägt. Kuratorin Marianne Hussl-Hörmann spricht davon, dass sie durch "eigenständige und innovative Kraft das Motiv der Landschaft seiner poesievollen Stimmung entledigte und neue, aufregende Raum- und Farbexperimente entwickelte". Ein Misthaufen wird ihr ebenso zum Sujet wie ein Kohlacker -bei dem seinerzeit Kaiser Franz Joseph I. bei der Künstlerhausausstellung stehen blieb und mit Wisinger-Florian sprach, was ihr Schaffen gleichsam adelte.



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