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An die Grenzen des Banalen

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Wiener Staatsopern-Ausstatter Herbert Kapplmüller probierte seine Regiekünste in seiner Heimatstadt Linz und erntete für seine zweifelhaften Gehversuche, für die er zum Schutze der Musik Manfred Wagner als seltsam titulierten „Produktionsdramaturgen” und Max Keller als Lichtdesigner (miß)brauchte, Pfui- und Buhrufe. Die Bühne ist schwarz verhangen, eine über der Versenkung verschiebbare Wand und ein teilbares Sofa, hinter dem sich die Königin der Nacht (Donna Ellen) versteckt, sind die einzigen Versatzstücke.

Schwarz ist auch die Welt der Weisheit mit ihren im Smoking gekleideten Priestern, ausgenommen freilich der Sarastro in Weiß von William Mason. Der „Initiationsraum”, so Kapplmüllers Definition, ist mit Scheinwerfern und Spotlampen zum Auffinden der Darsteller erhellt. Piotr Beczala als Tamino, im Safarilook gar nicht prinzenhaft, besteht dennoch die Feuer- und Wasserprobe, die durch ein gefaltetes Papierschiffchen angedeutet, bis an die Grenzen der Banalität stößt. Papa-geno (Günter Rainer) genügen Strohhut, Hemd und Bermudas anstelle von Federkleid und Glockenspiel, und Monostatos im Rollstuhl zeigt's, daß er versohlt wurde. Kein Wunder, daß Pamina, wie alle Rollen deckend mit Ingrid Habermann besetzt, seine Annäherung entsetzt.

Ein Wunder ist es hingegen, daß sich keiner der übrigen Sänger wie auch der Chor Von dem gar nicht zu ihren Figuren passenden Outfits irritieren lassen.

Das Bruckner-Orchester unter Martin Sieghart kann leicht unbelastet von dieser märchenhaften Entzauberung Mozarts Spätwerk schön musizieren. Es sieht ja nicht, daß oberhalb von ihm Oper zum Wegschauen gespielt wird.

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