„Der Zopf“: Haarige Sache
Mit der Verfilmung ihres eigenen Buchs stellt Regisseurin Laetitia Colombani Feminismus zur Schau – kitschig und ohne Kraft.
Mit der Verfilmung ihres eigenen Buchs stellt Regisseurin Laetitia Colombani Feminismus zur Schau – kitschig und ohne Kraft.
Mit „Der Zopf“ verfilmt die Französin Laetitia Colombani ihr eigenes Buch – und legt sichtlich Wert darauf, Geschichten über Frauen zu erzählen, die ihr Leben aktiv selbst gestalten. Dazu stellt sie die Handlungsstränge über drei verschiedene Frauen in komplett unterschiedlichen Kulturkreisen, finanziellen Situationen und Lebensabschnitten nebeneinander. Schon in dieser Konstruktion liegt eine der großen Schwächen des Films. Die drei Geschichten können einander in ihrer kurzgeführten Dramaturgie nicht bereichern, sondern verwässern die übergeordnete Erzählung von „Emanzipation“ und „Mut“ – und steigern sie in triefenden, im Grunde problematischen Kitsch.
In Nordindien verdingt sich die junge Smita (Mia Maelzer) als sogenannte Unberührbare mit niederen Arbeiten. Ihr Mann, ein Rattenfänger, ist nett, aber kein Revoluzzer. Doch ihrer Tochter Lalita (Sajda Pathan) will Smita ein besseres Leben ermöglichen, und so versucht sie die Flucht. Sie schaffen es bis zu einem Tempel.
Religiös ist die junge Giulia (Fotini Peluso) zwar nicht, aber sie glaubt an ihren Vater. Als dieser stirbt, will sie in der sonnigen Kleinstadt in Apulien sein Haaraufbereitungsgeschäft weiterführen, das er in den Konkurs gewirtschaftet hat. Hilfe erhält sie von dem dort lebenden Sikh Kamal (Avi Nash), der selbst eine berauschend lange Haarpracht trägt. Dass die Haare das verbindende „Element“ in einem Film mit dem Titel „Zopf“ sind, mag wenig überraschen. Dass Colombani es aber trotz ihres ausgestellten „Feminismus“ schafft, deren politische Kraft zu untergraben, verwundert dann doch.
In Montreal muss sich die erfolgreiche Anwältin Sarah (Kim Raver) ihrer Brustkrebsdiagnose stellen. Nach OP und Chemo muss sie ihren Fokus von der Karriere auf sich und die Familie legen und kauft sich eine (womöglich in Apulien?) gefertigte Perücke aus (womöglich Smitas und Lalitas) „indischem Echthaar“. Im Film werden Smita und Lalita – so authentisch bleibt Colombani – für ihre „Opfergabe“ im Tempel nicht bezahlt. Für Colombanis Schlussszene müssen sie dennoch kitschig in einen Sonnenuntergang blicken und so tun, als gäbe es Hoffnung. Das darf man als Verrat an der Sache bezeichnen.