Gaza Mon Amour - © Alamode

Eine Filmgeschichte aus Gaza – „Gaza Mon Amour“

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Die palästinensische Tragikomödie „Gaza Mon Amour“ der Zwillingsbrüder Arab und Tarzan Nasser verweist auf die Komplexität des Alltags in einem Land, das sich nicht der Übermacht Israels entledigen kann.

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Die palästinensische Tragikomödie „Gaza Mon Amour“ der Zwillingsbrüder Arab und Tarzan Nasser verweist auf die Komplexität des Alltags in einem Land, das sich nicht der Übermacht Israels entledigen kann.

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Schon mit ihrem Spielfilmdebüt „Degrade“ (2015) haben die Zwillingsbrüder Arab und Tarzan Nasser gezeigt, wie genial sie Sozialkarikatur und Realität vermengen können, um in skurril-anrührenden Geschichten über das alltägliche Leben in Gaza zu erzählen. Damals war der Schauplatz ein Friseursalon für Damen, in dem die Kundschaft in der Falle saß, sehr plakativ also hier speziell Frauen auf einen vorgeschriebenen Platz verwiesen und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren, während sich draußen die Polizei und ein Ortsgangster einen 13 Stunden dauernden Showdown lieferten.

Ganz ähnlich hellsichtig befassen sich die beiden Regisseure in ihrem neuen Film „Gaza Mon Amour“ mit der Komplexität des Alltags in einem Land, das sich – auch kinematografisch – nicht der Übermacht Israels entledigen kann. Im Zentrum der Geschichte stehen die Schneiderin Siham (Hiam Abbas) und der Fischer Issa (Salim Daw). Beide schon in fortgeschrittenem Alter, begegnen sie der politischen Situation des Landes mit der gebotenen „Lässigkeit“, um nicht zu sagen „Resignation“: Bombenalarme, Stromausfälle – zu allem gibt es routinierte Handlungsabläufe. Doch damit, dass er unglaublich starke Gefühle für Siham hat – von denen sie überhaupt nichts weiß –, ist Issa komplett überfordert. Eines Tages findet er außerdem zufällig eine antike Statue von Apollo (die übrigens auch Gegenstand von Nicolas Wadimoffs Dokumentarfilm „The Apollo of Gaza“, 2018, war).

Damit beginnt ein zweiter Handlungsstrang, der sich mit der Liebesgeschichte nur zeitlich überschneidet, den Nassers aber die gute Gelegenheit bietet, das ideologisch motivierte Management der Behörden hervorzuheben und in einer ganz speziellen Mischung aus bitterer Heiterkeit die Funktionsweise der Ver- und Einmischung von politischer und religiöser Ideologie in die Geschichte und Geschicke eines Landes darzulegen. Gedreht wurde der Film übrigens in einem Flüchtlingslager in Jordanien. In Gaza selbst wäre das so gut wie unmöglich gewesen, sagen die Regisseure.

Die Autorin ist Filmkritikerin.

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