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Ergreifend aktuell

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In CatfishRowmachen es sich die Fischer und Baumwollpflücker in den Villen der Weißen gemütlich. Das Dorf ist aus hölzernen Kulissen gebaut, in denen man mit einer ausgehängten Tür einen Tisch bauen kann. Vorne links die Behausung des Krüppels Porgy (Terry Cook). Hier wird er Bess Unterschlupf und eine Zeitlang von ihrem Leben mit der -charmanten - Unterwelt, mit Zuhältern und Kokain Abwechslung bieten, familiäre Idylle, Freundschaft der Dorfbewohner.

Das macht er mit innigem Gesang und einem gleichsam selbstverständlichen, niemals aufdringlichen Spiel. So wie Gershwin nicht nur den Hauptfiguren Witz gewidmet hat, besticht jedes Ensemblemitglied des New York Harlem Theatre mit Bühnenpräsenz, Stimm- und Spielfreude.

Im 60. Jahr nach der Uraufführung ist Gershwins politische Aussage - ein weißer Polizist untersucht die Morde im Negerviertel - noch spürbar; Liebe, Trauer, Eifersucht, Ausgrenzung machen diese Jazz-Oper ergreifend aktuell. Die Geschichte läßt offen, ob es ein „besseres” Leben gibt. Diese Bess (Roberta Laws) läßt sich von ihrem Körper lenken, sie geht -verlockt vom Kokain - wieder ins „leichte” Leben. Doch was Gershwin so großartig gelang, die Verschmelzung von Jazz und symphonischer Musik, haben die Musiker unter dem weißen Dirigenten William Barkhy-mer verspielt. Den ganzen Abend lang gleich laute symphonische Musik, die fast nie zu swingen anhob und jegliche Bemühungen, die Hits aus Gershwins Hand vibrieren zu lassen, hinunterspielte. Und trotzdem: Eine der besten Musical-Produktionen, die das Ronacher eingekauft hat.

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