Rambo: Last Blood - © Constantin

Keine Ruhe für Onkel Rambo

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Als „brutaler männlicher Typ“ und „Kraftprotz“ definiert der Duden den Begriff Rambo. Das entspricht durchaus der Verwendung in der Alltagssprache, ist aber ein Missverständnis. Im Original trägt der legendäre US-Film aus dem Jahr 1982, in dem die Figur zum ersten Mal auftauchte, den Titel „First Blood“, weil Hauptfigur John Rambo darin zu Recht beteuert, nicht er habe als Erstes Blut vergossen. Es ist die Geschichte eines Vietnam-Veteranen, der nur in Ruhe gelassen werden möchte, aber von einem bösartigen Sheriff schikaniert und verfolgt wird, so dass ihm schließlich nichts anderes übrig bleibt, als sich mit allen ihm als ehemaligem Angehörigen einer Spezialeinheit zur Verfügung stehenden Mitteln zur Wehr zu setzen.

„Rambo: Last Blood“ ist der Titel der mittlerweile fünften und aufgrund des fortgeschrittenen Alters von Darsteller Sylvester Stallone wohl letzten Fortsetzung des zum Mythos gewordenen Stoffes. John Rambo ist alt geworden und lebt ein beschauliches Leben auf einer kleinen Ranch irgendwo im Mittleren Westen. Doch als die Tochter seiner Haushälterin in die Fänge eines mexikanischen Mädchenhändlerringes gerät, muss er wohl oder übel noch einmal zur Ein-Mann-Armee werden. Nachdem es ihm nicht gelingt, das Leben Gabrielles (Yvette Monreal), die ihn liebevoll „Onkel“ nennt, zu retten, bekommen die Gangster seinen geballten Zorn zu spüren. Mit Pfeil und Bogen, mit der Armbrust und mit der guten alten Schrotflinte – nicht zu vergessen unter Zuhilfenahme diverser Fallen – vernichtet er Dutzende von schwer bewaffneten Unholden, bevor er deren Anführer (Sergio Peris-Mencheta) im wahrsten Sinne des Wortes das Herz herausreißt.

Wie auch die früheren „Rambo“-Filme ist auch dieser ein düsteres Porträt jener wachsenden Gruppe von US-Bürgern, die auf der Verliererstraße unterwegs ist. Heute ist man verführt zu sagen: Es geht um die Trump-Wähler. Rambo ist so einer, der längst alle Hoffnung fahren gelassen hat, dessen Schicksal jenen, die in der Gesellschaft etwas zu sagen haben, egal ist. Der wachsende Graben zwischen dem konservativen ländlichen und dem fortschrittlichen urbanen Amerika kommt für den phlegmatischen Hinterwäldler schmerzhaft in der sich anbahnenden Entfremdung zwischen ihm und seiner geliebten Quasi-Adoptivtochter zum Ausdruck. Studium und Großstadt hätten Gabrielle unweigerlich auf die andere Seite des gesellschaftlichen Grabens geführt. Egal, welcher Lebensform man den Vorzug gibt: traurig ist das allemal. Rambo jedenfalls kompensiert seine Trauer mit Aggression.

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