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„Rodeo“: Szenen eines wilden Ritts

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Angesichts der Gewalt in Frankreichs Straßen erscheint Lola Quivorons Debüt „Rodeo“ wie ein Kommentar zur drastischen sozialen Realität.

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Angesichts der Gewalt in Frankreichs Straßen erscheint Lola Quivorons Debüt „Rodeo“ wie ein Kommentar zur drastischen sozialen Realität.

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Es spricht die blanke Wut aus ihr, der verzweifelte Drang nach Unabhängigkeit, eine in Temperament und Draufgängertum einmalige Verve: Julia (Julie Ledru) ist eine junge Französin, vielleicht von der Sorte, wie man sie kürzlich in den Pariser Vorstädten auf den Straßen gesehen hat; man hat Angst vor ihr, sie ist eine Bedrohung der Ordnung als solcher; sie ist furchtlos und frech, wenn sie es wieder einmal darauf anlegt: Als Technikfreak interessiert sie sich für Motorräder, und bei den Testfahrten ausgesuchter Maschinen haut sie regelmäßig deren Besitzer übers Ohr: Sie heuchelt Interesse an den gebrauchten Maschinen und erbittet eine Testfahrt. Von der kehrt sie aber nie mehr zurück. Das Motorrad gehört nun ihr.

Benzin und Adrenalin

In „Rodeo“ von Lola Quivoron benutzt Julia, die Diebin, ihr Diebesgut für illegale Motorradrennen. Die Regisseurin hat in den Film nicht nur persönliche Erfahrungen gepackt, sondern spitzt alles dramatisch zu: Freilich empfinden sich die zumeist männlichen Teilnehmer dieser illegalen Straßenrennen in die Ecke getrieben, wenn es ausgerechnet eine Frau ist, die sie auf der Strecke schlägt. Sie wird ihnen zur Gefahr, denn das „Business“ ist durch und durch männlich und voller Machismo. Julia kann sich nur beweisen, indem sie für den Anführer einer Motorradgang allerlei Betrügereien und Botengänge erledigt. Ihr Selbstbewusstsein wächst; die Kamera bekommt Flügel, wenn sie mit Julia über die Felder wetzt, im Geschwindigkeitsrausch, mit wallendem Haar. Regisseurin Quivoron entwickelt in „Rodeo“ schrittweise das Porträt einer suchenden, rastlosen und aggressiven Gesellschaft. An den Rändern machen sich die drastischen Veränderungen als Erstes bemerkbar, und auf Frankreichs Straßen kommen diese Veränderungen dann in Form von Gewalt und Exzess an. Insofern ist „Rodeo“ ein ziemlich aktueller Zeitkommentar zur Realität in einem Land, das den Rausch und das Lasterhafte mindestens ebenso gut kennt wie den Sinn für Gerechtigkeit und Freiheit.

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