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„Unter den Sternen von Paris“: Am Rand der Gesellschaft

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Claus Drexel schaut mit einfühlsamem Blick dorthin, wo man sonst gerne wegschaut – die Obdachlosenparabel ist nicht frei von Kitsch, aber das ist zweitrang.

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Claus Drexel schaut mit einfühlsamem Blick dorthin, wo man sonst gerne wegschaut – die Obdachlosenparabel ist nicht frei von Kitsch, aber das ist zweitrang.

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Malerisch wirken die nächtliche Seine, die erleuchteten Brücken und Notre Dame, doch alles andere als romantisch ist das Leben der Mittsechzigerin Christine (Catherine Frot). Als Clocharde hat sie unter einer der Brücken Unterschlupf gefunden, schleppt sich tagsüber mit ihren Einkaufstaschen mit Abfällen durch die Straßen und speist in einer Suppenküche. Den achtjährigen afrikanischen Jungen Suli (Mahamadou Yaffa), der eines Tages vor ihrer Wohnhöhle steht, möchte sie so schnell wie möglich loswerden, doch dann gewinnt das Mitgefühl überhand, und sie beginnt, mit ihm seine Mutter zu suchen.

Ganz auf die Beobachtung beschränkt sich Claus Drexel, der Dialog ist, auch weil Suli kein Französisch spricht, sehr reduziert. Mit dokumentarischem Blick bietet der gebürtige Deutsche, der schon 2014 mit „Au bord du monde“ einen Dokumentarfilm über Obdachlose in Paris gedreht hat, so zunächst Einblick in die Lebensbedingungen von Obdachlosen, um dann mit der Suche nach der Mutter auf die Situation der Flüchtlinge zu fokussieren. Vom Zeltlager unter der Brücke bis zum Abschiebelager am Stadtrand führt das ungleiche Duo die Suche, auch Gleichgültigkeit, Aggressivität und Alltagsrassismus der Bürger und Behörden werden aufgedeckt, doch auch Momente des Mitgefühls fehlen nicht.

Das alles mag nicht frei von Kitsch sein, doch das bleibt hier zweitrangig. Zentral ist, dass Drexel mit einfühlsamem Blick dorthin schaut, wo man sonst gerne wegschaut, und die Menschen sichtbar macht, die meist unsichtbar bleiben.

Der Autor ist freier Filmjournalist.

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