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Von zerstörten Seelen

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Die wochenlangen Streitereien um Werktreue und ein gültiges Konzept haben sich gelohnt: Benjamin Brittens Meisteroper „Peter Grimes", die von der Wiener Staatsoper nun mit Erfolg erstaufgeführt wurde, ist in der Inszenierung der Dresdnerin Christine Mielitz, in Bühnenbildern von Gottfried Pilz und mit Mstislav Rostropovich am Pult zur imponierenden Vision einer Endzeit geworden: Im Mittelpunkt der Außenseiter Peter Grimes, eine tragische mythische Figur zwischen Wozzeck und dem Fliegenden Holländer; in seinen Träumen vom „großen Fang" führt er einen Kampf gegen sich und die Welt; er ist nicht imstande, ein Leben in kleinbürgerlichen Verhältnissen an-der Seite der Lehrerin Ellen zu führen; und ihm wird der Mord an einem Kind angelastet...

Die Mielitz inszeniert sparsame, mitunter erschreckende Bilder von expressionistischer Heftigkeit; doch die innere Dramatik geht von der Musik Brittens aus, die von Rostropovich in all ihrer düsteren Leidenschaft und ihrem Klagen kunstvoll ausgespannt wird. Das Sängerensemble charakterisiert Brittens zerstörte Seelenlandschaft eindrucksvoll: Neil Shicoff als ungebärdiger Grübler Grimes, der sein Leben ohne Rücksicht auf Verluste lebt - eine fulminante Gesangsleistung; Nancy Gustafson als besitzergreifende Ellen mit warmen lyrischen Tönen, sowie Wicus Slabbert, Heinz Zednik, Gertrude Jahn und die anderen.

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