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Vorstadtmillionär

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In einem Rahmen, wie er sich in diesem Fall hübscher und sinnvoller nicht denken ließe, nämlich im Theater an der Wien, spielt das „Theater der Jugend“ nun Raimunds „Bauer als Millionär“. Mit der Regie war Peter Weihs betraut, er bietet eine im ganzen wohlgelungene Inszenierung, wobei er klug alles vermeidet, was auf das jugendliche Publikum nicht erheiternd, sondern lächerlich wirken könnte, so vor allem der sentimental-romantische Ton in der Erzählung der Fee Lacrimosa oder eine allzu lese- buchhafte Güte der „Zufriedenheit“. Bibiana Zeller ist denn auch eine Lacrimosa, die die Geschichte ihrer unglücklichen Liebe gleichsam beim Damenjour auf Schönbrunnerisch konversierend mitteilt. Sordinierter Konversationston mit leichten Anklängen an den Stil der Wessely macht auch Cornelia Oberkoglers „Zufriedenheit“ sympathisch. Dafür trumpft Otto Tausig als Fortunatus Wurzel um so mehr auf, nicht immer rustikal, wie es dem einstigen Kleinhäusler anstünde, sondern so wie es zu Raimunds Zeiten vielleicht an der „Linie“ Brauch gewesen sein mag. Der Wurzel aber ist ein bäuerlicher, kein vorstädtischer Millionär. Die Aschenmannszene vollends zeigt dann einen grantigen alten Hausierer, der Grimassen schneidet und mit einer greisenhaften Fistelstimme redet. Statt Raimunds Tiefsinn und Poesie Kleines Bezirksgericht. Dafür stellte Peter Weihs selbst ein hohes Alter auf die Bühne, bei dem eine fast Schönherrsche

Dämonie aufblitzt. Edith Steinacher in der Rolle der Jugend wirkt sonderbar starr. Die Bühnenbilder von Rudolf Schneider Manns Au gefallen durch maßvolle Stilisierung, nur die Hütte der Zufriedenheit geriet etwas zu treuherzignaturalistisch. Nicht unerwähnt bleiben darf die reizende Bühnenmusik: Kurt Werner komponierte und instrumentierte sie unter Verwendung von Originalmotiven dos biedermeierlichen Musici Josef Drechsler und der sehr geschickt eingefügten und paraphrasierten Melodie des Fiakerliedes.

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