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Auf den Spuren der Vergangenheit

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RÄTSELHAFTE KULTUREN. Von Iva Lissner. Walter-Verlag, Ölten, 1961. 370 Seiten, 168 Bilder. Preis 24.80 sfr.

Lissner hat sich mit seinen populärwissenschaftlichen Büchern „So habt Ihr gelebt“, „Aber Gott war da“ u. a. sicherlich einen Namen gemacht. Auch in seinem neuen Buch „Rätselhafte Kulturen“ führt er uns auf der Spur in die Vergangenheit des Menschen an die rätselhaftesten und zugleich erstaunlichsten Bau- und Kunstwerke ältester Kulturen. In mitreißender Sprache läßt er uns Einblick nehmen in die neuesteh Ausgrabungsergebnisse in Jericho, der ältesten Stadt der Erde. In der untersten Schicht, direkt über dem Fels, fand man die bisher ältesten Lehmhütten. Sie stammen aus einer vorkeramischen Epoche, wahrscheinlich um 7800 v. Chr. Der Autor führt uns weiter zu den Städten Tyros und Sidon im Libanon, zu Mari in Syrien, zu den Nuragen-Türmen auf Sardinien, an die Quellen der griechischen Kultur, nach China, Indien und nach Mittelamerika. Er versteht es, in wundervoller Weise archäologische, ethnologische und kulturhistorische Erforschungen für seine Berichte nutzbar zu machen.

William F. Albright hat über Lissner geschrieben: „Es ist ein überaus eindrucksvolles Panorama, das der Autor vor uns aufrollt. Lissner führt mit Leichtigkeit durch Archäologie, Geschichte, Religion.“ Die Leichtigkeit des Stils ist erfreulich, die Leichtigkeit mit der dagegen wissenschaftliche Probleme einer Lösung zugeführt werden, eher erschreckend. Lissner selbst stellt sich in der Einleitung die Frage nach dem Sinn populärwissenschaftlicher Abhandlungen. Sie haben durchaus ihre Berechtigung. Sie sind sogar notwendig, um die Verbindung zwischen den neuesten Erforschungen und ihrer Verbreitung herzustellen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Buch von C. W. Ceram, „Götter, Gräber und Gelehrte“. Solche Bücher müssen aber mit großer Zurückhaltung und Vorsicht geschrieben werden. Es geht in ihnen darum, die Probleme und Fragen der Wissenschaft klarzulegen und dort, wo eine Auflösung gelungen ist, diese in ihrer Bedeutung hervorzuheben. Populärwissenschaftliche Berichte können immer nur Anregungen sein, sich auch mit der Fachliteratur zu beschäftigen. Es ist unbestreitbar, daß auch Lissner eine Reihe von Anregungen gibt, indem er noch einige offengebliebene Fragen darstellt — und darin liegt auch die Bedeutung seines Buches. In vielen Fällen aber verdunkelt er durch hausverständige Andeutungen die Aussagewerte neuer Funde und neuer Theorien.

Es ist überaus spannend, die Spuren in die Vergangenheit der Menschheit zurückverfolgen zu können. Und Lissner versteht es blendend, den Leser zu fesseln und auf die Großtaten und die ersten Erfindungen des homo sapiens hinzulenken. Nur manchmal hat man den Verdacht, daß jene Tritte, denen man folgt, vielleicht nicht die ursprünglichen seien, sondern von den Gummisohlen eines Journalistenschuhs herrühren könnten.

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