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Der Krieg und die Kamera

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„Er war ein guter Freund und ein großartiger und sehr tapferer Photogaph“, schrieb Ernest Hemingway am 27. Mai 1954 in Madrid über seinen so unermüdlich schaffenden und so lebensfrohen Freund und Gefährten Robert Capa.

Achtzehn Jahre lang filmte der 1913 in Budapest geborene „Reporter des Krieges“ immer wieder den schutzlosen Menschen, dessen Leben auf dem Spiel steht in einer Welt, die er nicht ändern kann.

Als Kriegsberichterstatter fährt Capa, der sich bis dahin als selbständiger Photograph durchs Leben schlug, 1936 nach Spanien. In Spanien macht er seine klassisch gewordene Aufnahme: das Bild des spanischen Soldaten im Augenblick des Todes. Erstmals hielt er hier Szenen fest, denen er später immer wieder gegenüberstehen sollte: die Verwundeten und die Sterbenden, die hilflosen Opfer der Luftangriffe und die namenlose Verzweiflung, die um ihre Toten trauernden Familien und die trostlose Verlassenheit inmitten des Krieges, das Mitgefühl des Menschen mit dem Menschen und die wenigen Augenblicke des persönlichen Glücks.

Im Jänner 1938 verließ Capa Europa, er sollte den Krieg auf der „anderen Seite der Welt“, die chinesich-japantschen Kämpfe, im Bild festhalten.

1942 nimmt er als Berichterstatter von „Life Magazine“ am Wüstenfeldzug in Nordafrika teil, und Capa schrieb später: „Jeden Tag machte ich die gleichen Aufnahmen von Sand, Rauch und Tod. Dieser Krieg glich einer alternden Schauspielerin — er wurde immer gefährlicher und immer weniger photogen.“ Capa war mit dabei, als die 82. Luftlandedivision nach Sizilien geflogen wurde und er nahm an der Invasion in Italien teil. Ein Jahr später: Normandie — die Invasion. „Laurent-sur-Mer muß früher ein wenig anziehender, billiger Ferienort für französische Schulmeister gewesen sein. Nun, am 6. Juni 1944, war es die häßlichste Küste der ganzen Welt...“, erzählte Capa.

Auch als die Alliierten sich den Weg von der normannischen Küste quer durch Frankreich nach Paris erkämpften, war Capa dabei.

1945 nahm er noch an dem Feldzug durch Deutschland und an der aMacht um Berlin teil. Hier in Berlin photographierte Capa die „andere Seite des Krieges“: die Niederlage, die Armut und die Hoffnungslosigkeit der heimkehrenden Soldaten.

Nun konnte er nach vier Jahren ununterbrochenen „Frontalltages“ seine Kamera zusammenpacken in der Hoffnung, wie er sagte, „ein arbeitsloser Kriegsphotograph zu werden — und zu bleiben“.

1947 gründete er gemeinsam mit Henri Bresson. David Seymour und George Rodger die internationale Photoagentur „Magnum-Photos“.

Bereits ein Jahr später und 1950 nochmals, ging Capa nach Israel. Er wollte den Frieden finden — und wirkte wieder als Kriegsphotograph.

Nur für kurze Zeit sollte Capa 1954 für einen erkranken Berufskollegen einspringen um nach Indochina zu gehen. Und Capa ging.

Am 24. Mai 1954 war Capa zusammen mit zwei weiteren amerikanischen Kriegskorrespondenten zur Front gefahren. Er hatte seine Kamera im Jeep gelassen, mit den beiläufigen Worten: „Ich gehe ein Stück die Straße hinauf, haltet Ausschau nach mir, wenn ihr weiterfahrt“. Etwas später fand man ihn, grauenhaft verstümmelt durch eine Landmine.

Er lebte einundvierzig fahre und verbrachte achtzehn davon in fünf Kriegen. Und dabei graute ihm vor dem Haß und er haßte das Grauen.

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