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Dokumente über Antoine de Saint Exupéry und seine Ehefrau Consuelo.

Im Pantheon in Paris erinnert eine Plakette an ihn. Der Flughafen von Lyon ist nach ihm benannt. In Chile, Burkina Faso, Marokko tragen Gymnasien seinen Namen. Sogar ein Berg in Patagonien (Argentinien) heißt nach ihm: Antoine de Saint Exupéry.

Der meistgelesene Schriftsteller Frankreichs im 20. Jahrhundert ist am 31. Juli 1944 von einem Aufklärungsflug über dem Mittelmeer nicht zurückgekehrt. Der Pionier der Fliegerei, der Schöpfer der Märchenfigur Der kleine Prinz, der die Einsamkeit in der Wüste und über den Wolken so unnachahmlich beschreiben konnte, stammte aus einer alten Adelsfamilie. Diese wob nach seinem ungeklärten Tod eifrig ein überhöhtes Bild, das allerdings einen Fleck hatte, den man besser verschwieg: die in den Augen seiner Familie extravagante, leichtfertige, aus materiellen Gründen am literarischen Erfolg Saint Exupérys interessierte Ehefrau. Consuelo Suncin Sandoval aus El Salvador begegnete Saint Exupéry 1930. Sie war mit 29 bereits zweimal Witwe, eine auffallende Schönheit, begabt als Malerin und Schriftstellerin.

Der erste Anlauf zu ihrer dritten Eheschließung in Argentinien misslingt: "Im Standesamt bricht Antoine in Tränen aus und kann nicht Ja sagen, weil seine Mutter nicht bei ihnen ist …" Geheiratet wird schließlich doch, in Anwesenheit seiner Mutter in Frankreich. Damit beginnt eine Geschichte von Trennungen, Versöhnungen, Ehebrüchen auf beiden Seiten. An Saint Exupérys literarischem Aufstieg dürfte Consuelo insofern einen Anteil gehabt haben, als sie ihn zum Schreiben animierte, ihn sogar einsperrte, damit er seiner Ruhelosigkeit nicht nachgeben konnte.

Sein Ruhm lockt schöne, reiche Frauen an, eine von diesen kauft ihm sogar ein Kurzstreckenflugzeug. Seine Familie versucht immer wieder, Consuelo und Antoine auseinander zu bringen. Das Ehepaar tritt kaum mehr gemeinsam auf. Er reist, fliegt, will den Rekord New York - Feuerland brechen und stürzt, nicht zum erstenmal, ab. Dabei bricht er sich 32 Knochen. Da eilt sie an sein Bett, harrt wochenlang bei ihm aus. Trennung und Wiedersehen bestimmen die Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg, den Saint Exupéry im US-Exil verbringt, bis er endlich, viel zu alt mit 44, in Frankreich bei seiner früheren Staffel einige Aufklärungsflüge genehmigt bekommt. Seine schönsten Briefe an Consuelo stammen aus jener Zeit der Verzweiflung kurz vor seinem tödlichen Absturz.

Consuelo hat alles aufgehoben: nicht nur seine und ihre Briefe, Zeichnungen, Fotografien, seine Kleider und Koffer, seine Sauerstoffmaske, sein Fernglas. Alles vermachte sie vor ihrem Tod im Jahr 1979 ihrem spanischen Privatsekretär, Gärtner, Chauffeur José Martinez Fructuoso. Dieser stellte ihr Archiv dem französischen Literaturwissenschafter Alain Vircondelet zur Verfügung.

Das Buch Vircondelets, Antoine und Consuelo de Saint Exupéry. Eine legendäre Liebe zeigt 600 bisher unveröffentlichte Bilddokumente. Der Briefwechsel der Eheleute beweist: diese Frau, die in biographischen Darstellungen Saint Exupérys bisher kaum einen Nebensatz wert war, weil sie nicht ins Bild des einsamen Helden passte, hatte eine große Bedeutung im Leben ihres Mannes. Sie war die kapriziöse Rose des kleinen Prinzen. Und er? Er wird nicht vom Sockel gestoßen, wohin ihn eine falsch verstandene Verehrung platziert hatte; nur menschlicher erscheint er, fehlbar, weniger abgehoben.

Antoine und Consuelo de Saint Exupéry

Eine legendäre Liebe

Dokumente aus dem Archiv von José Martinez Fructuoso

Von Alain Vircondelet

Aus dem Französischen von Claudia Steinitz. Verlag Antje Kunstmann, 2006. 180 Seiten, geb., € 25,60

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