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Die Sorgen vergessen, sich gut unterhalten

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Michael Niavarani, seit einem Jahr Leiter des traditionsreichen Simpl, über sein Verständnis von Kabarett, sein aktuelles Programm und die Zukunftsperspektiven für sein Haus.

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Michael Niavarani, seit einem Jahr Leiter des traditionsreichen Simpl, über sein Verständnis von Kabarett, sein aktuelles Programm und die Zukunftsperspektiven für sein Haus.

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Vor einem Jahr übernahm der sechsundzwanzigjährige Michael Niavarani das legendäre Kabarett Simpl und ist damit wohl der jüngste künstlerische Leiter in der Geschichte dieses Kabaretts in der Wiener Wollzeile. Der geborene Wiener mit persischem Vater lernte Schauspiel von der Pike auf bei Dany Siegl und Michael Mohapp, spielte unter anderem am Graumann Theater in Wien. Im Fernsehen wirkte er beim „Comedy Express“ mit, moderierte an der Seite von Ossy Kollmann „Wer lacht gewinnt“ und gastierte eine Saison lang am Simpl unter dem damaligen Leiter Martin Flossmann. Auf die Anfrage von Flossmann, ob er Lust hätte, am Simpl „künstlerisch zu leiden“, sagte der sympathische Jungkabarettist nach einigen persönlichen Gesprächen „ja“.

Mit der Ära Niavarani kam frischer Wind ins traditionsreiche Haus: „Klar, daß sich mein Stil von dem meiner Vorgänger unterscheidet. Auch stehen heute andere, jüngere Leute auf der Bühne. Das heißt natürlich noch lange nicht, daß wir besser sind, aber selbstverständlich ist ein großer Unterschied zu früheren Simpl-Zeiten. Wenn man will, kann man von zwei verschiedenen Generationen sprechen, in deren Leben sich Unterschiedliches abgespielt, auch gesellschaftlich verändert hat. Als Kabarettist verarbeitet man ja aktuelle Themen! Auch sind wir schon anders aufgewachsen als etwa die Nachkriegsgeneration eines Flossmann!“

Michael Niavaranis Kabarettstil kommt bei Alt und Jung gleichermaßen gut an: „Wir wollen schlicht und einfach unterhalten. Es gibt keine ernste Botschaft, es gibt keinen Anspruch, künstlerisch wertvoll zu sein. Der einzige hohe und wertvolle Anspruch ist, Unterhaltung zu bieten. Diese Tradition des Simpls muß man weiterführen!“

Ab 15. September wird Niavarani dies mit dem neuen Programm unter dem hintergründigen Titel „Burenwurst goes to Europe“ tun. „Burenwurst ist der Exportartikel Nummer eins. Jörg Haiaer fürchtete sich vor der Schildlaus im Joghurt, nun fürchtet sich ganz Europa vor den Flachsen in der Burenwurst. Spaß beiseite: Natürlich kann man gute Unterhaltung nur machen, wenn sie auch einen Background hat - und der ist im neuen Programm sicherlich vorhanden. Aber im Simpl gibt es bewußt keine Hochkultur: Wir wollen, daß die Menschen abschalten und sich unterhalten.“

Im neuen Programm ist auch das unvermeidliche Thema des 1. Jänner 1995 verarbeitet worden: Mit einem Teleskop schäut die Simpl- Mannschaft in die Zukunft und weiß schon, was dem ersten österreichischen EU-Abgeordneten passiert, wenn er auf seine Kollegen aus Spanien, Frankreich und Italien trifft. Und wie die erste EU-Konferenz im Beisein der Österreicher aus- gehen wird, ist dank der hellseherischen Fähigkeiten des Simpl-Teams bereits im Herbst mitzuerleben.

Der junge Simpl-Chef wünscht sich für die Zukunft seines Hauses: „Die Menschen sollen ihre Sorgen vergessen und einen, lustigen Abend verbringen!“

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