Ein Volk zum Belügen

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Immer nur lächeln - diese asiatische Gepflogenheit kommt Tony Blair auf seiner Fernost-Reise gerade recht. Die Rücktrittsforderungen lächelt der Premier ebenso weg, wie die Schuldzuweisungen am Tod des Waffenexperten David Kelly.

Im Gegensatz zu den USA, wo der CIA-Chef für George W. Bush in die Bresche gesprungen ist und die Massenvernichtungswaffen-Lüge auf die eigene Kappe genommen hat, will in England niemand für Blair die Schuld am Irak-Krieg übernehmen. Der von Medien und Politik als Sündenbock ausersehene Kelly hat sich dieser Verantwortung sogar mit letzter Konsequenz, dem Freitod, entzogen.

Blair hat jetzt die Wahl: Entweder er bleibt in Asien und lächelt weiter... Oder er kommt zurück, tritt vor sein Volk und erklärt, warum er hat lügen müssen. Seine Argumentation kann er im dieswöchigen profil bei Peter Michael Lingens nachlesen: Liebes Volk, Bush und ich wollen den Nahen Osten und die Welt neu, besser, friedlicher machen. Aber ihr wolltet nicht einsehen, dass dazu Kriege nötig sind. Deshalb musste ich zu eurem eigenen und der Welt Wohl lügen! Und für die Presse fügt Blair noch einen Rüffel hinzu: An den "Journalisten wäre es gelegen, der Befreiung von einem blutigen Unterdrücker den notwendigen Stellenwert zu verschaffen." (© Lingens)

Ach wir dummes Volk! Hätte Blair das doch gleich gesagt. Dann hätten wir die Vorbehalte gegen diesen Krieg, der wie alle anderen auf Volkesrücken ausgetragen wurde und wird, fallen gelassen. Schuld daran ist nur die Demokratie. Wie kann man ein Volk über sein Wohl und Wehe und das anderer Völker bestimmen lassen? Was bedeuten schon die Zweifel so vieler - inklusive Waffenexperten -, wenn zwei Regierungschefs genau wissen, wie diese Welt neu, besser, friedlicher wird? Bei solchen Völkern können Blair und Bush nur lügen - und lächeln.

wolfgang.machreich@furche.at

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