Einer, der Krieg wittert

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Ernst Schwarcz warnt in seinem Buch "Zeitenwende" vor einem Atomkrieg und einer Welt "ohne uns Menschen".

Eine Welt "ohne uns Menschen", das ist die Angst von Ernst Schwarcz, und das zu verhindern ist das Ziel seines Buches "Zeitenwende". Denn "entweder es gelingt der Menschheit, alle Kriege abzuschaffen, oder es wird den Kriegen gelingen, die Menschheit abzuschaffen". Betreibt Schwarcz Angstmache? Ist heute die Gefahr eines Krieges, eines finalen, letzten, weil endgültig alles zerstörenden Krieges tatsächlich größer als in vergangenen Jahrzehnten? Leben wir heute tatsächlich in der von Schwarcz diagnostizierten Zeitenwende?

"Schwarcz provoziert unterschiedliche Antworten, weil er die richtigen Fragen stellt", schreibt der Innsbrucker Politikwissenschafter Anton Pelinka im Vorwort zum Buch "Zeitenwende". Stimmt, Schwarcz will mit seinem Buch provozieren, aufrütteln, warnen - denn "das Ende der Zivilisation und der menschlichen Kultur ist infolge der modernen Massenvernichtungswaffen möglich geworden". Aber diese Gefahr scheint kaum jemanden zu beeindrucken, die Angst vor der nächsten Ratenzahlung, die Angst vor Arbeitslosigkeit, vor Beziehungskrisen, vor Krankheit etc. - alle diese Ängste haben die Angst vor einem Weltuntergang durch einen Atomkrieg in den Hintergrund gedrängt - nur nicht bei Ernst Schwarcz. Das hat biografische Gründe: Schwarcz kennt den Krieg, musste vor Hitlers Regime, das auf den Krieg zusteuerte, fliehen; diese Erfahrung hat Schwarcz sein Leben lang nicht losgelassen, lässt ihn achtsam bleiben, lässt ihn den Krieg wittern, wenn andere sich noch in Sicherheit wiegen.

"Wie Kriege gemacht werden", lautet ein Kapitel in "Zeitenwende", und Schwarcz widmet große Abschnitte seines Buches diesem Thema, zeigt an vielen Beispielen die Hard- und Software, die es braucht, bis es zum Krieg kommt. So wie der Friede nicht in den Schoß fällt, so ist auch noch kein Krieg vom Himmel gefallen - beides, Friede wie Krieg, braucht viel Arbeit; leider wurde zu jeder Zeit mehr Energie und Engagement in die Kriegs-, statt in die Friedensarbeit investiert.

Die positiven Friedens-Beispiele kommen in "Zeitenwende" nicht zu kurz, dass der Schwerpunkt aber den Kriegs-Beispielen gewidmet ist, liegt nicht am Autor - so waren, so sind die Zeiten. Schwarcz erinnert auch an Bertha von Suttners Warnung vor "Vermilitarisierung" aller Lebensbereiche - ein wichtiger Fingerzeig mitten in diesem so genannten "Krieg gegen den Terror", dem auch sehr schnell Freiheiten und Grundrechte geopfert werden.

Schluss mit Krieg, weil es könnte der letzte sein und die Menschen werden nicht mehr sein, lautet die Mahnung des Buches von Ernst Schwarcz. "Zeitenwende" ist ein Plädoyer für Vernunft in Zeiten der Unvernunft, eine Schrift gegen die Gleichgültigkeit in einer Zeit, in der Engagement gefragt ist, und "Zeitenwende" ist ein Buch mit der Gewissheit, dass allein der Friede die Zukunft rettet, bevor der Krieg nur mehr Vergangenheit übrig lässt.

ZEITENWENDE

Entweder es gelingt der Menschheit,

alle Kriege abzuschaffen,

oder es wird den Kriegen gelingen, die Menschheit abzuschaffen

Von Ernst Schwarcz

Agendaverlag Münster 2005

240 Seiten, brosch., e 17,80

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