Dietmar Schönherrs "autobiographischer" Roman "Sternenloser Himmel" und seine neu aufgelegte Parabel "Liberté und die Wölfe".
Die Wortschöpfung "Gutmensch" ist bekanntlich ein - etwa im Umfeld der Neuen Rechten - als Begriffskeule verwendeter Ausdruck, um für Menschenrechte und Gerechtigkeit Engagierte belächelnd zu desavouieren. Wäre "Gutmensch" hingegen ein Begriff im Wortsinn, würde er dem (Tiroler) Weltbürger, Schauspieler und Talkmaster (Wünsch dir was) Dietmar Schönherr taxfrei gebühren.
Zu seinem Achtziger, den er im vergangenen Mai begangen hat, gönnte sich Schönherr einen Autobiographischen Roman, der den Leinwandpräsenten (auch als deutsche Stimme von James Dean) als beachtenswerten Autor ausweist. Sternenloser Himmel heißt das Opus im Haupttitel, das mit einem einfachen Kunstgriff besticht: Schönherr schildert seine Erlebnisse aus der Perspektive zweier Protagonisten, der Brüder David und Daniel Sammer.
In Ego und Alter Ego spaltet Schönherr so seine eigene Geschichte auf (oder auch nicht, denn selten klar gelingt es ihm, durch die Zweipersonen-Erzählung anschaulich zu machen, was anderswo mit der abgedroschenen Wendung "zwei Herzen, die in meiner Brust schlagen" ausgedrückt wird).
Dieser Sternenlose Himmel ist somit alles andere als eine klassische Autobiografie, man muss sich Schönherrs Leben aus zwei Versatzstücken zusammenreimen: Aber das ist nicht schwer, wie auch etwa Schönherrs Ehefrau Vivi Bach in der Romangestalt der Birthe auszumachen ist.
Ein spannendes Leben - als Sohn (Söhne) eines Wehrmachtsgenerals, dann als Schauspieler bis zum Nicaragua-Engagement dieses "Gutmenschen", das gerade in dieser literarischen Form auch spannend zu lesen ist.
Dietmar Schönherr ist schon längst als Autor ausgewiesen, seine Bücher für Erwachsene wie Kinder spiegeln gleichfalls politisches Engagement etwa für Mittelamerika wider. Ein besonders schönes Beispiel, die Parabel Liberté und die Wölfe, die seit 20 Jahren vergriffen war, hat Schönherr überarbeitet und im kleinen Wiener Ephelant Verlag herausgebracht. Auch dieses Büchlein atmet einen eigenen Reiz und ist für Große wie Kleine die Erzählung übers Mächtigwerden des Kleinhäuslerkindes Liberté, der in Märchenmanier aufsteigt, an der Bosheit der Politik scheitert und dennoch zur gutmenschlichen (wieder nicht spöttisch gemeint!) Leitfigur taugt.
Sternloser Himmel
Ein autobiographischer Roman
Von Dietmar Schönherr
Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 2006
191 Seiten, geb., Euro 19,50
LIBERTE UND DIE WÖLFE
Von Dietmar Schönherr
Ephelant Verlag, Wien 2006
186 Seiten, geb., Euro 22,-
