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Josef Tills Buch über die heilige Hemma von Gurk, die Landesmutter Kärntens, und ihre Spuren bis nach Slowenien.

Hätte Josef Till die Möglichkeit gehabt, statt Johann Thaurer v. Gallenstein (1779-1840) den Text für die Kärntner Bundeshymne zu schreiben, hätte er wahrscheinlich die heilige Hemma erwähnt, vielleicht sogar im Stil der österreichischen Bundeshymne, jedoch mit einer kleinen Änderung: "Land der Hemma" statt "Land der Hämmer". Nicht zu Unrecht wird Hemma als die Landesmutter Kärntens verehrt. Zur Entstehung der Diözese Gurk hat sie Entscheidendes beigetragen. Tills neues Buch über die heilige Hemma - sein erstes aus dem Jahr 1999, das er überarbeitet und erweitert hat - ist eine tiefe Verneigung vor dieser "Landesmutter".

Verneigung

Dabei hat sich der Autor der Technik eines guten Fotografen bedient: er hat nicht nur das Objekt, also in diesem Falle die heilige Hemma, abgebildet, sondern sie in ein sehr breites Umfeld eingebettet, das von der Zeit Hemmas bis in die heutige Zeit reicht und neben der Religion auch andere Forschungsfelder, wie z.B. die Kunst, miteinschließt. Alles, was irgendwie mit Hemma zu tun hat, wurde von dem Kirchengeschichtler und Professor an der Pädagogischen Akademie eingesogen und zu einem geschmackvollen Teig verarbeitet.

Die Spuren Hemmas sind bis nach Ostafrika zu verfolgen, wo südöstlich von Nairobi ein Missionszentrum und einige Zeit später ein Bildungszentrum errichtet wurden. Dabei stellt der Autor Hemma nicht nur als "Leitbild für ein Lebenskonzept", als "Sozial- und Zukunftsgestalt", als "Verkörperung des Menschlichen" etc. dar, sondern schließt auch Reminiszenzen aus der Literatur und Musik mit ein, wie z.B. das Gedicht des in Treffen gebürtigen Dichterpolitikers Guido Zernatto mit dem Titel "Sankta Hemma".

Drei Kulturen

Das Spezifikum dieses Buches ist vor allem die Berücksichtigung dreier Kulturen, der slawischen, der germanischen sowie auch der romanischen, wobei der Autor den Vorzug weder der einen noch der anderen Kultur gibt, denn schließlich bezeichnet er Hemma selbst als "Integrationsgestalt von Kulturen", weil sie u.a. "vermochte vor eintausend Jahren mobil und in mehreren Kulturen gleichzeitig zu leben". Er lässt sich auch nicht auf die fruchtlosen Diskussionen ein, wo sie denn nun wirklich geboren sei.

Künstlerisch ist nicht nur die Darstellung der heiligen Hemma, sondern auch das Cover des Buches, das der Künstler Karlheinz Simonitsch gestaltet hat und das den Titel "Im Tod ist Leben" trägt. Doch was hat dies mit der heiligen Hemma zu tun?

Der Verfasser des Buches antwortet darauf prägnant: "Als Hemmas Kinder starben, schien sie dennoch eine Kraft gehalten zu haben. [...] Weil Hemma auf das ewige Leben hoffte, trug sie für die irdische Existenz der anderen Sorge." Das Bild von Simonitsch verkörpert auch beides, auf der einen Seite das Leben, das als Mutter mit einem Säugling dargestellt wird, und gleichzeitig den Tod, verkörpert in zwei Gestalten, die in einer Truhe liegen und die beiden Söhne von Hemma darstellen sollen.

Der Autor hat Hemmas Spuren nicht nur bis nach Slowenien aufgespürt, wo es einige Gemälde und Statuen von ihr gibt, wie z. B. die Hemmastatue in der Kirche sv. Ana/St. Anna in Loibl/Podljubelj oder das Hemmafenster in der Pfarrkirche St. Elisabeth in Slovenj Gradec (Windischgraz), sondern er hat seine Reise im Geiste fortgesetzt bis zu kulturhistorischen Exkursionen wie z.B. dem "Wahrnehmen und Verstehen von Kirchenräumen", dem "Verständnis für die Romanik"...

Nicht überboten

Wer sich daher mit der Landesmutter Kärntens beschäftigen will, wird nicht nur am spirituellen Dreiländereck vorbeikommen, sondern dabei als Wegweiser das Buch von Josef Till mitnehmen müssen, das sicherlich nicht nur dem Umfang nach eines der voluminösesten Bücher über die heilige Hemma ist, sondern auch in der Breite der Darstellung zur Zeit nicht überboten wird.

Auf Hemmas Spuren

Von Josef Till

Hermagoras/Mohorjeva Verlag, Laibach/Ljubljana - Klagenfurt/ Celovec - Wien/Dunaj 2005

359 Seiten, geb., e 26,-

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