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Überwindung aller Grenzen

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Der Diözesanbischof von Gurk-Klagenfurt, Egon Kapellan, hat bereits bei der Ankündigung des Hemma-Jubiläums auch die slowenischen Diözesen eingeladen, sich daran zu beteiligen. Mit Freude habe ich im Namen der Slowenischen Regionalen Bischofskonferenz und besonders der beiden Nachbardiözesen Ljubljana (Laibach) und Maribor (Marburg an der Drau) diese Einladung angenommen.

Der Hauptgrund, daß auch die Kirche in Slowenien gerne das Hemma-Jubiläum mitfeiern wird, liegt zuerst darin, daß die heilige Hemma seit langer Zeit bei ims sehr verehrt wurde und dies noch heute der Fall ist. Die Frage, ob die heilige Hemma slowenischer Abstammung war oder nicht, ist für die damaligen Verhältnisse und für das Bewußtsein der Volkszugehörigkeit vielleicht falsch gestellt.

Sie galt zwar, und sie gilt noch heute als die erste und bis jetzt einzige kanonisierte slowenische Heilige. Ihre Verehrung setzte sehr früh ein. Zahlreich und groß waren die Pilgerfahrten an ihr Grab in Gurk, besonders aus einigen Orten der heutigen Diözesen Ljubljana und Maribor. In dieser Gegend hatte ihre Familie große Besitzungen.

Nach dem Tode ihres Mannes hat Hemma von Gurk mehrere Kirchen im heutigen Slowenien gebaut, wovon zwei dem heiligen Rupertus geweiht sind, und natürlich noch mehr auf dem Gebiet des heutigen Bistums Gurk-Klagen-furt, wo damals noch viel mehr Slowenen lebten als heute.

In der Kommission, die in den Jahren 1464-1466 die Heiligsprechung der dann 1938 kanonisierten Heiligen vorbereiten sollte, wirkte auch der erste Bischof von Ljubljana, Sigmund Graf Lam-berg, mit.

Nach der Seligsprechung Hemmas von Gurk im Jahre 1287 wurden ihr immer mehr Kapellen und Filialkirchen geweiht. Heute ist der heiligen Hemma auch eine Pfarrkirche in der Diözese Maribor geweiht. Seit ihrer Heiligsprechung im Jahr 1938 hat sich die Verehrung der heiligen Hemma in allen Teilen Sloweniens sehr stark verbreitet

Der zweite Grund, daß wir der

Einladung des Diözesanbischofs von Gurk-Klagenfurt mit Freude entsprechen, ist die heutige Verbundenheit der Kirche mit den Nachbardiözesen. Gurk-Klagenfurt, Ljubljana und Udine sind die drei Diözesen, die sich im Dreieck der Staatsgrenzen Jugoslawi-en-österreich-Italien berühren. Die Ortskirchen vertreten drei große Völkerfamilien Europas, Slawen, Germanen und Romanen.

In der Geschichte waren die Nachbarschaftsverhältnisse nicht immer die besten, auch wenn die Staatsgrenzen anders verliefen als heute. Seit einigen Jahren führen aber die drei Bischöfe beziehungsweise ihre Diözesen Mitte August an einem Marienwallfahrtsort die sogenannte Dreiländerwallfahrt durch. Daran nehmen immer mehr Menschen teil, und das Treffen gewinnt eine immer größere Bedeutung.

Nun soll die nächste Dreiländerwallfahrt gerade im Rahmen des Hemma-Jubiläums in Gurk stattfinden, und zwar verbunden mit dem zweiten Papstbesuch in Osterreich, der nach Gurk kommen wird. Dadurch wird diese wichtige Form der Begegnung in christlicher Offenheit füreinander bestätigt Das große Programm der Erneuerung der Kirche von Gurk-Klagenfurt, das auf die drei Jahre 1987-1989 verteilt ist und in einem Dreischritt erfolgen soll, ist für die Kirche in Slowenien eine Aufmunterung, daß auch wir uns ständig um die Erneuerung bemühen. Wir erwarten viele Anregungen aus unserer Nachbardiözese und sind für dieses Beispiel dankbar.

Die Beziehungen zwischen Kärnten und Slowenien werden auf allen Gebieten immer stärker und fruchtbarer. Die Staatsgrenze, aber auch die Sprach- und Kulturgrenze bedeuten immer weniger Trennung und, Absonderung. Sie laden immer mehr zum Uber schreiten imd zur Uberwindung der Hindernisse, die noch immer vorhanden sind. Ich hoffe, daß die Feier des Hemma-Jubiläums ein wichtiger Beitrag sein wird zum noch größeren gegenseitigen Verständnis und zur Freundschaft und Brüderlichkeit im gleichen Glauben und aus der gleichen christlichen Uberlieferung. Wie zu ihren Lebzeiten Hemma von Gurk so viel für Versöhnung, Frieden, Freundschaft und Liebe unter verschiedenen Menschen getan hat, so sollen wir uns bei der Feier des Hemma-Jubiläums dafür einsetzen, daß in unseren Ortskirchen Glaube, Hoffnung und Liebe, Treue zu Gott in der Nachfolge Christi und lebendige Gemeinschaft der Kirche erneuert, vertieft und verstärkt werden.

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