Aus den Fugen: "Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone"

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Unser Lektorix des Monats

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Alles fängt mit dem Mord am Hund der Nachbarin an. Und diesen Mord will Christopher aufklären, schließlich heißt sein großes Vorbild Sherlock Holmes. Ein Mann, der wie er selbst immer auf der Suche nach einem System hinter der Zusammenhanglosigkeit ist. Logik ist Christophers einziger Weg zur Entschlüsselung einer unverständlichen Welt. Denn der 15-jährige kann zwar hervorragend mit Zahlen und exakten Aussagen umgehen, nicht jedoch mit Menschen. Die findet er im besten Fall verwirrend, meistens beängstigend. Manchmal spricht er tagelang nicht. Christopher leidet am Asperger-Syndrom, einer leichteren Form des Autismus. Dass der Leser diese Information aus dem Klappentext, nicht aus dem Buch selbst erhält, ist nur schlüssig. Denn Haddon erzählt ausschließlich aus der Perspektive dieses Jungen. Sachlich-trockene Beschreibungen von Verhaltensweisen und Gedankengängen fügen sich mit der emotionslosen Außensicht seiner Umwelt zu einem differenzierten Porträt, in dem Beschönigungen oder Dramatisierungen nichts zu suchen haben.

Auch in der Wahl der Stilmittel beweist der Autor ein feines Gespür für seinen Ich-Erzähler und unterlegt den Erzähltext mit den wichtigsten Bestandteilen aus Christophers Universum: Tabellen, Grafiken, mathematischen Exkursen. Mit ihrer Hilfe versucht der Junge, Ordnung in das Chaos zu bringen. Weil er rot mag, wird es ein superguter Tag, wenn er fünf rote Autos zählt, wohingegen fünf gelbe Autos in einer Reihe einen schwarzen Tag bedeuten. Das sind die Tage, an denen man am besten keinerlei Risiko eingeht. Doch gerade das wird immer mehr von Christopher gefordert. Denn im Verlauf seiner Ermittlungen gerät sein Weltbild völlig aus den Fugen. Plötzlich tauchen Briefe von der Mutter auf, die eigentlich aus dem Jenseits stammen müssten, schließlich wurde sie vom Vater für tot erklärt. Ereignisse, die den Jungen dazu zwingen, über sich selbst hinauszuwachsen. Mehr soll nicht verraten werden, denn das Buch ist nicht nur unterhaltsam und emotional berührend, sondern vor allem auch spannend.

Ein Buchtipp von STUBE, Institut für Jugendliteratur und DIE FURCHE.

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