Hoch oben können wir fliegen

19451960198020002020

Lektorix des Monats.

19451960198020002020

Lektorix des Monats.

Werbung
Werbung
Werbung

Mäuse gehören zum klassischen Bilderbuchinventar. Doch wer meint, sich an ihnen sattgesehen zu haben, wird hier eines Besseren belehrt: Diese grandiose Traumreise will man immer wieder ansehen - um immer wieder neue Details in den großformatigen Bildtafeln zu entdecken, um sich von Sven Nordqvists Phantasie und seinen Einfällen mitreißen zu lassen.

Da nisten Hühner in Bäumen, rauchen Wolkenfrauen Zigarre, kämpfen Ritter auf Schnecken, ziehen Schildkröten überdimensionale Kochtöpfe, die als Swimmingpool dienen - die Welt, die der Mäuserich auf der Suche nach seiner Schwester mit dem Großvater überfliegt, ist riesengroß und bietet ein schier unerschöpfliches Panoptikum an phantastischen Figuren und Landschaften. Mit jedem Bild wird eine neue Szenerie aufgeschlagen - mit einigen doppelten Böden. Wer will, kann die vermisste kleine Maus suchen und finden, der erwachsene Mitleser kann Kunstzitate von Dalí bis Magritte entschlüsseln - wie auch von Nordqvist selbst, der sich den Spaß gemacht hat, sich in den Bildern selbst zu zitieren. Das darf man, wenn man mit "Petterson und Findus" weltberühmt geworden ist.

Die farbintensiven, ausufernden Illustrationen harmonieren ideal mit dem sehr poetischen Text, der den Mäuserich liebevoll von seiner Schwester erzählen lässt: von ihren Wünschen, Träumen, Ängsten, von ihrer grenzenlosen Phantasie.

Eine besondere Schwester

Sie ist etwas ganz Besonderes: eine Erfinderin und Abenteurerin, für die ein blauer Weg hinter einem Sofa nach Afrika, China oder Grönland und vielleicht sogar um die ganze Erde führen kann.

Manchmal ist sie fröhlich und ein bisschen verrückt, dann wieder versteckt sie sich und will niemanden sehen. Dann ist sie nicht da, obwohl sie eigentlich da ist. Und manchmal kann sie die Dinge ganz einfach erklären: "Hoch oben zwischen den Wolken können wir fliegen, sagt sie. Wenn man das nämlich nicht tut, fällt man runter."

Die Reise endet, wo sie begonnen hat: zu Hause, in der Küche, wo die Schwester auf den Bruder wartet - sie haben sich gegenseitig gesucht. Ein Bilderbuch für die ganze Familie, das nicht nur wegen seiner Größe Rahmen sprengt.

Wo ist meine Schwester?
Von Sven Nordqvist
Übers. von Angelika Kutsch
Oetinger 2008
32 S., geb., 20,50

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung