Powerfrau allein zu Haus

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Elfriede Hammerls Erfolgsrezept ist wieder einmal aufgegangen: man nehme eine starke, intelligente Frau in den besten Jahren, die mit ihrem Leben allerhand anzufangen wüsste, wenn man sie nur ließe, und setze sie wenig erstrebenswerten Umständen aus, die allmählich ins Übernatürliche tendieren. In "Mausi oder Das Leben ist ungerecht" war es eine quengelige, undankbare Familie und nicht eben geordnete finanzielle Verhältnisse nebst einer lebendig-lästigen Stoffmaus, die der Protagonistin zu schaffen machten.

All das bleibt der Ich-Erzählerin des letzten Romans erspart, doch glücklich ist sie dennoch nicht. Der begabten Dreißigjährigen "rollt es regelmäßig die Zehennägel auf", wenn sie im Fernsehen sieht, wie ihre durchdachten und mit witzigen Dialogen gewürzten Seriendrehbücher zur seichten Soap verkommen, und die sich diesen Schwachsinn trotzdem antut, um sich ihr Häuschen am Stadtrand leisten und ein ruhiges Leben mit zwei Katzen und ohne Geldsorgen führen zu können.

Auf der anderen Seite der Star der "Wunderbaren Valerie": (zumindest auf den ersten Blick) vom Schicksal verwöhnt, präsentiert sie auf dem Bildschirm das Leben der Reichen und Schönen - stets bemüht, dieses Image auch in den Klatschspalten zu verankern. So weit, so Klischee, bis die Realität sie einholt und die Fassade mächtig zu bröckeln beginnt. Olga, der ursprüngliche Entwurf der Serienfigur, erscheint seiner Schöpferin und beschwert sich über die Verkitschung der Rolle - die Wirklichkeit erscheint als eine weitere Ebene der Phantasie, und am Ende gewinnen die Guten ...

Die bekannte profil-Kolumnistin Elfriede Hammerl, die heuer den Concordia-Publizistikpreis in der Kategorie Menschenrechte erhält (der Preis für die Kategorie Pressefreiheit geht an Die Furche), versteht es, märchenhafte Elemente so in unsere moderne Lebenswelt zu integrieren, dass sie weder deplatziert noch kitschig erscheinen, und wenn doch, dann nur ein ganz kleines ironisches Bisschen. Zielsicher bringen gerade die fantastischen Gestalten auf den Punkt, was so alles schief läuft in unserem Alltag. Sozialkritik (und Feminismus) charmant verpackt, witzig und manchmal weise, was will man mehr?

WUNDERBARE VALERIE

Roman von Elfriede Hammerl

Deuticke Verlag, Wien 2003

288 Seiten, geb., e 20,50

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