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Senor Kon-Tiki auf der Osterinsel

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Es ist erst 13 Jahre her, daß der damals 33jäh-rige norwegische Zoologe Thor Heyerdahl sein heute schon legendäres Floß „Kon-Tiki“ von Peru nach Polynesien treiben ließ und damit zu beweisen suchte, daß die Südseeinseln nicht, wie bis dorthin angenommen, von Südostasien, sondern vom südamerikanischen Kontinent aus besiedelt worden seien. Und es ist schon wieder vier bis fünf Jahre her, daß „Seüor Kon-Tiki“ von einer Expedition auf die Osterinsel und ihren Satelliten, die Rapaiti-Insel, gleich schwere Beute heimbrachte: Buch und Film „Aku-Aku“, wovon wir, nachdem das Buch bereits in 23 Sprachen übersetzt ist, nunmehr die 24., den Film, sehen. Es ist weder ein Disney-Film zum Schauen und zum Schmunzeln noch eine Südseeschnulze mit Hula-Hula, sondern ein höchst anstrengender, zum Denken zwingender, aufregender und aufsehenerregender Film, ganz gleich, ob man die wieder nachdrücklich verfochtene Peru-These annimmt oder nicht. Die steinernen Rie'enköpfe auf den baumlosen Hängen der kaum 600 Einwohner zählenden Insel, die schon zu Ostern 1722 (daher der Name der Insel!) die ersten Europäer in Staunen versetzt haben, wurden von Heyerdahls archäologischer Expedition sauber ausgegraben und verrieten an sich schon fast soviel vom Geheimnis der alten Kulturen wie die nun immer zutraulicher werdenden Inselbewohner; sie hielten Heyerdahl vermutlich für einen direkten Nachkommen ihres Urkönigs Hotu Matua, mindestens für einen besonderen Schützling des Schutzgeistes Aku-Aku, von dem Buch und Film den Titel haben. Die Stars des Buches, der deutsche Missionär P. Sebastian Englert und jener pfiffige einheimische Bürgermeister Pedro Atan, in dessen Phantasie noch die sagenhafte Schlacht zwischen den „Langohren“ und den siegreichen ,.Kurzohren“ spukte, spielen auch im Film die erste Geige, unsichtbar dagegen bleiben aus unerfindlichen Gründen im Film der Zauberer Juan und die Hexe Tahu-tahu aus dem Buch. Den Grabungen und Höhlenbesuchen auf der Osterinsel folgte die sensationelle Freilegung der Berggipfelfestung auf Rapaiti, für Heyerdahl ein weiterer Beweis für die tausende Kilometer nach Westen reichende Kulturstrahlung der Inkas. Der prächtige, farbige, auch musikalisch interessante Film schließt nicht mit einer arroganten wissenschaftlichen These, sondern mit einer demütigen Weisheit, die für die gesamte Forschung in diesem Gebiet zu gelten hat: „Der Schlüssel zu den Geheimnissen des Südpazifik ist der Spaten.“

Angesichts eines solchen Filmes kann man eigentlich gar nicht mehr von einer vorweihnachtlichen Ebbe sprechen, obwohl ringsum nur viel Dutzendware und wenig Publikum zu sehen ist.

Nicht ganz geglückt ist der österreichische, im Waldviertel gedrehte Heimatfilm „Hohe T a n-n e n“ mit einer unglaubwürdigen Hosenrolle der reizenden Gerlinde Locker, gänzlich mißglückt ein schmieriger österreichischer „Problemfilm“, zu dem sich Hans Söhnker hergegeben hat: „Wegen Verführung Minderjähriger.“

Besser als Frankreichs Regiekanone Rene Clement mit dem eiskalten Kriminalreißer „Der Zeuge schweigt“ trifft die elegante englische Kriminalkomödie „Verbrecher AG.“ ins Schwarze.

Vom Titel bis zur Besetzung stimmt's nicht in dem argentinischen Lustspiel „Liebe, Kurven und Banditen“. Und eine neue Saurierei aus. Conan Doyles schon mehrmals verfilmter „V e r-sunkener Welt“ hat außer Urviechern, die in allen Scharnieren krachen, nichts zu bieten.

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