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Kon-Tiki

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Ein Floß treibt über den Pazifik. Von Thor HeyerdahL Ullstein-Verlag. 291 Seiten, 66 Abbildungen, 2 Karten

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Ein Floß treibt über den Pazifik. Von Thor HeyerdahL Ullstein-Verlag. 291 Seiten, 66 Abbildungen, 2 Karten

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Im Jahre 1947 überquerten sechs Norweger mit einem Segelfloß den Stillen Ozean. Humboldt-Strom und Passatwind trieben das gebrechliche Fahrzeug in etwa drei Monaten von der Küste Perus einer kleinen Südseeinsel zu. Die an Abenteuern reiche Fahrt sollte. eine Hypothese Heyerdahls stützen, der vermutet, daß Polynesien von Amerika aus besiedelt worden sei.

Die Ahnenreihen polynesischer Häuptlingsfamilien gehen auf einen weißhäutigen Herrschet namens Tiki zurück, der sein Volk alten Mythen zufolge von Sonnenaufgang her auf die Inseln geführt haben soll. Er wurde als Sohn der Sonne göttlich verehrt. — Legenden der Inka berichten, daß in Peru eine weiße Bevölkerung gelebt habe, die von den Inka am Titioaoasee vernichtend geschlagen und vertrieben worden sei. Die Überlebenden und ihr König, der Tiki, auch Kon-Tiki, das ist Sonnen- Tiki, hieß, sollen übers Meer geflohen sein. Sie hinterließen mächtige Pyramiden und Statuen aus Stein, wie ähnliche auch auf den Südseeinseln zu finden sind. Mythologische und sprachliche Anhaltspunkte unterstreichen die Möglichkeit von Zusammenhängen zwischen den steinzeitlichen Kulturen in Südamerika und in Ozeanien. Die Vertreibung Tikjs wie auch die Besiedlung Polynesiens dürfte um 500 n. Chr. stattgefunden haben. — Europäische Seefahrer des 18. Jahrhunderts staunten über die helle Hautfarbe und das rötliche Haupt- und Barthaar vieler Südsee-insulaner. Die weißen Ureinwohner sind durch ein dunkelhäutiges Volk, das um 1100 n. Chr. von Mittelamerika einströmte, üerschichtet worden und heute fast ganz verdrängt.

Das 14 m lange Segelfloß wurde genau nach Aufzeichnungen aus der Inkazeit ohne einen Nagel, ohne jedes Metall, nur mit Tauen ver- zurrt, aus Balsastämmen gebaut. Sachverständige Seeleute sagten der Expedition ein baldiges und trauriges Ende voraus. Die Kunst, mit Flößen das Meer zu befahren, ist in Vergessenheit geraten. Die sechs Norweger mußten erst im hohen Seegang lernen, mit dem Fahrzeug umzugehen und mit Senkkielen zu steuern. Strömung und Wind trieben sie mit unwiderstehlicher Macht nach Westen. Als während eines Sturmes ein Mann über Bord ging, wäre er um ein Haar verloren gewesen, weil das Floß unaufhaltsam dahinfuhr. Schwärme von Fischen zogen mit. Nachts schnellten sich die Bewohner des Meeres, angelockt vom Licht der Bordlampe, aufs flache Deck, und so litt man am Floß keinen Hunger. Aber auch unheimliche Begleiter folgten: Haie, einzeln und in Gruppen. Die Norweger eigneten sich die Fertigkeit an, diese mit bloßen Händen an Bord zu zerren. In einer Nacht sprang eine Schlangenmakrele in den Schlafsack eines der Gefährten. Diesen Fisch hatte noch niemand lebend gesehen, nur sein Skelett war bekannt. Auf der ganzen Reise begegnete ihnen kein Schiff, und als die ersten Fregattvögel am Himmel die Nähe von Land an zeigten, wußte die Mannschaft, daß das schwerbewegliche Fahrzeug entweder an den Inseln vorbeitreiben oder an einem Korallenriff scheitern werde. Am 7. August fuhr es am Raroiariff auf und wurde von der Brandung fast zertrümmert. Mit Mühe gelang es, das wichtigste Gut, darunter die Radiostation, auf einem kleinen Palmeneiland zu bergen. Dort wurden die Gestrandeten aufgefunden und gerettet.

Heyerdahl konnte mit seiner kühnen Fahrt zeigen, daß es einst für Kon-Tiki und die Seinen möglich war, auf einfachen Flößen zu fliehen und die rettenden Inseln zu erreichen. Das Buch ist eine prachtvolle Robinsonade unserer Tage.

Dr. Wolfgang Funder Ein autorenrechtlicher Streit Der Autor der „österreichischen Chronik", Dr. Alfred Kasamas, wurde kürzlich von Doktor Heinreich, mit dem er das Werk ursprünglich gemeinsam herausbringen wollte, auf Zahlung von 10.000 S, Anerkennung eines 50prozentigen Arbeitsteiles, Rückziehung der Auflage und Nennung von Dr. Heinreich als Mitautor geklagt. Da sich die Forderungen als unhaltbar erwiesen, hat Dr. Heinreich am 30. September das gesamte Klagebegehren fallengelassen. Doktor Kasamas erklärte sich in einem gerichtlichen Vergleich bereit, auf dem inneren Titelblatt der als 2. Auflage gekennzeichneten Exemplare der „österreichischen Chronik“ zu erwähnen, daß Dr Heinreich „bei der Herausgabe mitgewirkt" habe.

Die „österreichische Chronik“ wird also auch weiterhin auf dem Einband und auf dem Buchrücken nur den Namen Dr. Alfred Kasamas tragen.

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