Sepp Mall: „Sich bücken nach Licht“
Natur als Projektionsfläche für Menschliches in Sepp Malls Lyrikband „Holz und Haut“. Neben Märchenmotiven und metaphorischem Wortmaterial klingt in seinen Versen auch Düsteres an.
Natur als Projektionsfläche für Menschliches in Sepp Malls Lyrikband „Holz und Haut“. Neben Märchenmotiven und metaphorischem Wortmaterial klingt in seinen Versen auch Düsteres an.
Mag sein, dass es meditativ anmutet, was sich der Südtiroler Autor Sepp Mall in seinem Gedichtband vorgenommen hat: Zum Schritt ausholen, in die Weite sehen und dabei den Blick besonders auf das Kleine lenken – dieser Spagat ist Malls Lyrik weitgehend als inhaltliche Signatur eingeschrieben. Der in Graun geborene und nun in Meran lebende Autor ist grundsätzlich in unterschiedlichen Genres zu Hause. Doch schon seit jeher wendet er gerade der Lyrik ein besonderes Augenmerk zu, weil sie „den Menschen ganz auf sich selbst zurückzuwerfen“ scheint. Die Verlangsamung des Blicks erzwingt ein Verweilen.
In seinem Band „Holz und Haut“ intensiviert Mall die Beobachtung der Natur und eine andere Sichtweise auf das Leben. Beides setzt er symbolisch miteinander in Beziehung. Mall sieht die Natur als geeignete „Projektionsfläche“ und als „Spiegel“ für das Menschliche. Das Holz bildet oft den Ausgangspunkt für poetische Reflexionen. Es geht um Liebe, Sehnsucht, Erinnerungen, Abschiede, um die Flüchtigkeit und Endlichkeit des Lebens, die Verwandlung von Stoffen in unterschiedliche Aggregatzustände.
Thematisch ist die Palette breit; sie speist sich aus Existentiellem und greift tief in sämtliche Bereiche des Lebens hinein. Auch die Sprache wird einer näheren Betrachtung unterzogen und manchmal wie im Gedicht „Wortmaß“ mit der Holzebene verbunden. Gezählt werden die „Festmeter Deutsch“ – und was, wenn einen „die Wörter ... festhaltn“ und zugleich „unter dem / Hobel davonfliegen / mit jedem Schritt“.