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Die Sehnsucht nach dem ewigen Glück

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Glück wird in der Literatur der Neuzeit als Zustand der Abwesenheit von Leiden definiert. Die Lektüre dieses Bandes erweckt diesen Zustand jedenfalls nicht.

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Glück wird in der Literatur der Neuzeit als Zustand der Abwesenheit von Leiden definiert. Die Lektüre dieses Bandes erweckt diesen Zustand jedenfalls nicht.

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Wie glücklich wäre die Welt, wenn jeder Mensch an seine rechte Stelle käme”, so heißt es einmal beim” großen alten Lichtenberg. Sie wäre wohl noch ein wenig glücklicher, wenn man manche Bücher gar nicht erst geschrieben hätte, ist man versucht zu ergänzen.

Schlägt man nämlich das Buch des Berliner Philosophen Jörg Zirfas auf, wird unsereiner beinahe sofort vom Unglück erschlagen, sein Bezensent sein zu müssen. Zirfas hat nämlich den einigermaßen fragwürdigen Versuch unternommen, eine „Anthropologie des Glücks” zu geben. Nur hat er damit wenig Fortune bewiesen, entzieht sich doch diese Thematik auf alle Fälle der Form einer gelehrten Abhandlung, die ohne viel Esprit und mit wenig denkerischer Originalität auskommen zu müssen glaubt. Was da über den sich stets im Wandel befindlichen Glücksbegriff ausgesagt wird, vor allem wie es gesagt wird, ähnelt verdächtig einer Habilitationsschrift. Schon das Vorwort weist darauf hin.

Die alten Griechen, Schopenhauer und Rousseau werden dazu bemüht, das Glück eingrenz- und damit verbalisierbar zu machen. Auch Sigmund Freud wird wiederholt aufgerufen, allein umsonst, denn Zirfas' Versuch ist an einem aberwitzigen Wust von Zitaten gescheitert, was schließlich auch jeden noch so zwingenden Gedanken des Autors so ziemlich zudecken mußte.

Das Fazit der Lektüre besteht eigentlich aus einem aus den Fugen geratenen Zitatenkästlein (oder sollte man doch besser von einem kulturhistorisch sein wollenden Zettelkasten sprechen?) und einem rund 20 Seiten starken Verzeichnis der Sekundärliteratur. Ein Personenregister hat man sich da naturgemäß ersparen wollen. Sei's drum. „Glücklich ist, wer vergißt ...”

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